Peter Doigs "Saint Anton (Flat Light)" fand für 3,23 Millionen Euro einen neuen Besitzer.

Foto: Sotheby's

Monet ist die erste Assoziation, und doch muss das Pleinairverfahren schon angesichts des Formats ausgeschlossen werden. Obwohl, der Vorstellung eines in wärmender Daunenjustierung eingemummelten Peter Doig könnte man durchaus etwas abgewinnen. So kälteresistent sind ja selbst Schotten nicht, dass eine Thermoskanne nicht in Griffweite sein müsste. Stehend oder auf einem ausklappbaren Campinghocker sitzend würde er in dieser Fiktion 1995 diese 275 mal 275 cm große und auf eine monströse Staffelei gehievte Leinwand bearbeitet haben. Die Bergkulisse St. Antons vor sich, idyllisch und vielleicht auch deshalb die in Lachsrosa gehaltene Farbwahl.

Ein Jahr davor hatte er sein erstes Bergmotiv an die Tate verkauft und war im gleichen Jahr für den Turner Prize nominiert, den sich allerdings Antony Gormley holte. Die Tiroler Bergwelt sorgte jedenfalls für motivischen Nachschub. Anlässlich Doigs zweiter Soloausstellung in der Londoner Victoria Miro Gallery 1996 stand diese kurz zuvor im Atelier fertiggestellte Berglandschaft im Mittelpunkt. 1997-98 gastierte Saint Anton (Flat Light) im Rahmen einer Ausstellung in der Kunsthalle ("Alpenblick, Die zeitgenössische Kunst und das Alpine" ) für einige Wochen in Wien und verschwand dann wieder in Privatbesitz.

Im realen Leben gibt der 1959 in Edinburgh Geborene und leidenschaftliche Skifahrer längst wärmeren Regionen den Vorzug, lebt mit seiner Frau sowie den fünf Kindern in Trinidad. Zumindest klimatisch gibt es nun wirklich Schlimmeres. Wenn etwa, wie am 10. Februar, der Celsiuswert nicht über sechs Grad hinauskommt und von Nieselregen begleitet wird, während Doig am Golf von Paria die große Zehe womöglich gerade in karibische Gewässer taucht. Bei 2,84 Millionen Pfund oder umgerechnet 3,23 Millionen Euro erteilte Sotheby's Auktionator einem Telefonbieter für St. Anton den Zuschlag.

Ungeachtet des höchsten Werts des Abends - Willem de Koonings Untitled XIV aus dem Jahr 1983 (3,96 Mio. Pfund / 4,5 Mio. Euro) - generierte die 46 Positionen umfassende und ursprünglich in Österreich beheimatete Sammlung Lenz Schönberg das meiste Interesse. 2006 war ihr unter dem Titel "Zero. Künstler einer europäischen Bewegung" (Museum der Moderne Mönchsberg Salzburg) museale Ehre zuteilgeworden. Bis auf ein Kunstwerk wechselten alle den Besitzer und übertrafen die Erwartungen der Experten bei weitem: 26,38 Millionen Euro lautete die Lenz'sche Bilanz. Bei einigen Arbeiten musste Thaddaeus Ropac hartnäckigeren Bietern das Feld überlassen, darunter auch bei Enrico Castellanis auf 70.000-90.000 Pfund taxiertes Werk Untitled (Silver Surface) aus dem Jahr 1959 (493.250 Pfund / 560.630 Euro).

Hingegen bewies der in Paris und Salzburg angesiedelte Galerist bei Anselm Kiefers Bilderstreit den längeren Atem, bei 361.250 Pfund (410.600 Euro) erteilte ihm Tobias Meyer den Zuschlag. Insgesamt verteilte der Sotheby's-Starauktionator an diesem Abend 74 Kunstwerke zum tagesaktuellen Gegenwert von etwas mehr als 54 Millionen Pfund (61,46 Mio. Euro).

Anderntags holte sich das Expertenteam von Christie's dank Yves Klein, Relief éponge or RE 47 II, mit 5,86 Millionen Pfund (6,63 Mio. Euro) zwar den Titel "höchster Zuschlag der Woche" , lag nach 46 Verkäufen mit 39,14 Millionen Pfund (44,27 Mio. Euro) aber deutlich hinter der Konkurrenz. 2001 hatte die eine andere Arbeit Yves Kleins für 388.500 Pfund versteigert, die dem zwischenzeitlichen Besitzer jetzt einen satten Gewinn bescherte: 4,12 Millionen Pfund (4,67 Mio. Euro) ließ sich der Londoner Juwelenmagnat Laurence Graff Anthropométrie ANT5 für seine Privatsammlung kosten, für die er sich an diesem Abend zum Abschluss auch noch Andy Warhols Dollar Sign (2,28 Mio. Pfund / 2,58 Mio. Euro) schnappte. Würde man die Umsätze von Christie's und Sotheby's nun in einen Topf schmeißen, dann entsprächen die für zeitgenössische Kunst aktuell verbuchten Einspielergebnisse im Vergleich zu 2009 einer Steigerung von stolzen 255 Prozent. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 20./21.02.2010)