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Foto: APA/Helmut Fohringer

Sie fahren mit Vorliebe links, lassen sich von keiner roten Ampel, keinem Stoppschild aufhalten, sie erkennen keine Einbahnstraße an, fahren nachts ohne Licht und brettern durch die Fußgängerzonen - die Hardliner unter Wiens Radfahrern. Manche nähern sich von hinten und verjagen die Fußgänger mit einem lauten Grklinggrkling vom Gehweg, andere preschen geradlinig über die Ampel, rechts am abbiegenden Autofahrer vorbei. "Hihi, ich war schneller."

Die einen erkennt man sofort an ihrer Ausrüstung: Fahrradhelm, sportlicher Dress, die Zeichen zum Angriff im Gesicht, Naturburschen und - mädels, die über Waldwege und Pflastersteine gleichfalls gleiten wie über den Asphalt dreispuriger Fahrbahnen. Zu knapp vorbeizischende Autofahrer werden schon mal mit dem Stinkefinger abgemahnt oder bei Stillstand mit einem Schlag auf Autodach oder Rückspiegel bedacht. Die anderen tarnen sich gern: Mit harmlos an den Füßen hängenden Schlapfen, blankem Kopf und Gemüsekörberl auf dem vorderen Lenker tingeln sie beschaulich stark befahrene Straßen dahin (möglichst mittig), um bei Rot-Licht die Macht der lautlosen zwei Räder zu demonstrieren. Dann nämlich setzen sie zu Überholmanövern aus dem Hinterhalt an. Die beliebteste Strategie: Irgendwie an der stehenden Autoschlange vorbei und zwischen Füßgängern am Zebrastreifen hindurch.

Kritiker werden jetzt einwerfen, wie wenig Radwege es in Wien gibt, wie rücksichtslos die Autofahrer und wie stumpfsinnig Fußgänger sind... eh, wenn's wenigstens eine Haftpflichtversicherung oder einer Gefahrensteuer zahlen würden, die Rüpel-Radler. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 19.2.2010)