Whistler - Der Tiroler Matthias Guggenberger hat im Skeleton-Bewerb der Herren eine Medaille verpasst, dennoch durften Österreicher am Freitag am Eiskanal in Whistler jubeln. Denn am Gewinn der Goldmedaille durch Amy Williams, der ersten für Großbritannien im Skeleton, hatten auch zwei Österreicher ihren Anteil. Andreas Schmid hat als Verbands-Chef für professionelle Strukturen gesorgt und Michael Grünberger, ebenfalls ein Ex-Weltmeister, ist Trainer.

Der Vize-Weltmeisterin Williams genügte im vierten und letzten Lauf die viertbeste Zeit, um die erste Goldmedaille für Großbritannien bei den XXI. Winterspielen und die insgesamt zehnte einzufahren. Dank zweier Bestzeiten triumphierte sie vor den zwei Deutschen Kerstin Szymkowiak (0,56 zurück) und Anja Huber (0,72).

Damit war nach Bronze von Alex Coomber 2002 (Coach Schmid) und Silber von Shelley Rudman 2006 (Coach Grünberger) für die Briten der Höhepunkt erreicht. Lokalmatadorin und Mitfavoritin Mellisa Hollingsworth, die aktuelle Weltcupsiegerin und Olympia-Dritte von Turin, fiel hingegen durch einen völlig verpatzten letzten Lauf (nur elftbeste Zeit) vom zweiten auf den fünften Platz (+0,96) zurück, 0,24 Sekunden hinter den Medaillenrängen. Auch die Olympiasiegerin von 2006, die Schweizerin Maya Pedersen, hatte als Neunte (+1,87) mit der Entscheidung überhaupt nichts zu tun.

Und Martin Rettl, den Olympia-Zweiten von 2002 und Ex-Weltmeister, traf als Betreuer der US-Damen das gleiche Los wie so manchen österreichischen Aktiven. Die von ihm betreute Noelle Pikus-Pace wurde als Vierte gewertet, eine Zehntelsekunde hinter Edelmetall.

Die Olympiasiegerin aus Cambridge, die im Weltcup noch ohne Sieg ist, fühlte sich nach ihrem Erfolg wie in einer Blase. "Ich kann es noch gar nicht glauben, was passiert ist. Es hat noch nicht Klick gemacht", erklärte die Weltcup-Fünfte, die auch schon im Bob Erfahrung gesammelt hat. Alles sei zum rechten Zeitpunkt perfekt zusammengelaufen. "Ich habe mir überhaupt keinen Druck gemacht, für mich war es schon ein Erfolg, bei den Spielen zu sein."

Auf der Bahn war Williams bei ihrem Start-Ziel-Sieg ungefährdet und auch abseits überwand sie alle Hindernisse. Nach beiden Renntagen wurden Proteste gegen ihren Helm eingebracht. Am Donnerstag hatten sechs Länder, angeführt von den USA, Berufung wegen unerlaubter aerodynamischer Hilfen eingelegt. Diese wurde ebenso abgewiesen, wie ein Protest Kanadas nach dem Gold-Gewinn. "Wir haben uns immer an die Regeln gehalten", versicherte Schmid.

Schmid arbeitet seit 2001 in England, seit 2006 ist er hauptberuflich für die Geschicke des Verbandes zuständig. "Unser Projekt ist auf zehn Jahre ausgelegt, jetzt gipfelt unsere Arbeit in einer Goldmedaille", freute sich der Tiroler. Die Anerkennung des Skeletonsports in Großbritannien ist mit den Jahren enorm gewachsen, am Freitag gratulierten der fünffache Ruder-Olympiasieger Sir Steven Redgrave und der Präsident des olympischen Komitees Williams an der Bahn. "Olympia-Gold macht Wind", sagte Schmid, "ich hoffe, es pusht in Großbritannien nicht nur Skeleton, sondern den gesamten Wintersport."

Dank der Unterstützung von UK Sport, das einen Anteil an den Lotto- und Toto-Geldern verteilt, hat die Skeleton-Abteilung perfekte Bedingungen. "Wir haben mit zwei, drei Athleten begonnen, jetzt haben wir ein professionelles Niveau mit Eistrainer, Konditionstrainer, Physiotherapeut und Psychologen erreicht. Man muss nur ein klares Konzept haben", freute sich Schmid und kehrte doch den Österreicher hervor. "Ich würde mir wünschen, dass wir auch in Österreich solche Möglichkeiten hätten." (APA)