Bild nicht mehr verfügbar.

Simon Ammann fliegt weiter als es dem ÖSV lieb ist.

Foto: APA/AP/Schrader

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Finne Ilkka Tuomikoski präsentiert stolz das von ihm entwickelte Modell einer Bindung, wie sie Simon Ammann verwendet.

Foto: EPA/MAURI RATILAINEN

Whistler - Österreichs Skisprung-Führung hat sich entschieden, im Falle eines neuerlichen Einsatzes der modifizierten Bindung von Simon Ammann, nach dem ersten Durchgang am Samstag einen offiziellen Protest einzulegen. Bei der Mannschaftsführersitzung am Donnerstagnachmittag an der Schanze im Whistler Olympic Park erläuterte Cheftrainer Alexander Pointner die Bedenken und legte gleichzeitig ein achtseitiges Dossier zur Begründung vor.

"Absolut im Rahmen"

In diesem wird Ammann die Verletzung des Artikels 222.1-222.5 der Internationalen Wettkampf-Ordnung vorgeworfen. Der Schweizer Disziplinenchef Gary Furrer wies alle Vorwürfe kategorisch zurück. "Für uns ist das einfach nicht nachvollziehbar", so Furrer. "Es ist absolut im Rahmen des Reglements. Wir haben alles eingehalten. Es ist im Gegenteil sogar etwas Übliches, dass man die handelsüblichen Bindungen leicht anpasst. Wenn so ein Protest gemacht wird, dann müsste man gleichzeitig 20 weitere Proteste einlegen für jede Modifizierung und Änderung jedes Athleten."

Für FIS-Kontrollor Sepp Gratzer stellt die Bindung des dreifachen Olympiasiegers kein Problem dar. "Ja, ich sehe bei dieser Bindung keinen Regelverstoß", sagte er. Er könne einer Jury-Entscheidung nicht vorgreifen, aber die Jury müsse sich an das Reglement halten. "Und ich finde im Reglement keinen Passus, der dagegen spricht, dass diese Bindung zugelassen wird."

"Sicherlich nicht unser Hauptthema"

"Es ist sicherlich nicht unser Hauptthema. Simon ist hervorragend gesprungen und ist verdienter Olympiasieger", stellte Pointner am Donnerstag klar. Im Gegenzug habe man aber auch die Verantwortung zu schauen, ob alles regelkonform sei, weil sonst könne ja vieles zum Selbstläufer werden. Grundsätzlich gibt es zwei Bindungssysteme - ein Bandsystem und ein Rohrsystem, beide sind von der FIS genehmigt. Pointner: "Es gibt auch Modifikationen, die in Richtung Sicherheit gehen, und welche, die in Richtung Leistungssteigerung gehen."

Neuentwicklungen im Materialsektor gibt es im Skispringen immer wieder, dennoch, so betonte der ÖSV-Coach, gäbe es beim Skispringen "keine Materialschlacht. Es geht um die Leistung des Athleten, aber auch ganz klar um Sicherheit, Fairness und Chancengleichheit."

"Bei ihm ist das Rohr gebogen"

Auch auf die Gefahr hin, dass man nun als schlechter Verlierer dasteht, wollte der ÖSV deshalb diesen Umstand zum Thema in der Mannschaftsführersitzung mache. Beide Systeme dienen der Fixierung, damit der Ski nicht näher an den Körper herankommen kann und das so genannte "Ski-Körper-System" schließen kann. Was nun bei Ammann anders ist? "Bei ihm ist das Rohr gebogen. Durch diese Biegung stellt sich der Ski dann anders in den Wind und es kommt zu einer anderen Flächensituation im aerodynamischen Sinn", glaubt Pointner.

Toni Innauer, der Nordische Direktor des ÖSV, meinte indes in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung: "Meines Erachtens ist die Bindung nicht regelkonform. Diese Bindung macht einen so großen Unterschied aus, dass sie angemeldet gehört, sogar anmeldungspflichtig ist. Ammann bekommt die Chance, sich der Sache zu entziehen, indem er auf das alte genehmigte Material auf der Großschanze am Samstag umsteigt und auf das neue Material verzichtet." Der 51-Jährige glaubt, dass der Vorteil "durchaus mehrere Meter sein können".

Schweizer sehen "Peinlichkeit"

Bei den Schweizern wird es eher als Sturm im Wasserglas oder als Teil eines Psychokriegs interpretiert. Furrer spricht von "einer Respektlosigkeit, von einer Angelegenheit, die für Österreich eher peinlich ist". Allerdings, so der Schweizer Trainer Martin Künzle, soll dieser nun gebogene Zapfen, der hinten am Schuh zum Ski führt, schon Vorteile bringen. "Dies bringt eine bessere Anströmung des Skis", so Künzle. (APA)