Mara Mattuschka stellt "Vamp und Dieb"  (2009) an die Stelle der üblichen Rollenbilder von Frauen.

Foto: Galerie Knoll

Der Mensch ist ein "Mangelmutant" , erklärt Mara Mattuschka: "Er mutiert, weil er laufend Mängel wie Hunger, Sehnsucht oder auch Neugierde ausgleichen muss." In der gleichnamigen Ausstellung in der Galerie Knoll präsentiert die Malerin, Performancekünstlerin und Filmemacherin eine neue Werkserie, in der sie dem "Mangel-Dasein" der Menschheit unter anderem mit einem Porträt von Vormensch "Lucy" zu Leibe rückt.

Drei Motten, erzählt Mara Mattuschka, hätten sich auf dem Bild von Lucy niedergelassen. Schuld daran wäre aber nicht etwa eine Mottenplage gewesen. Vielmehr hätten sich die drei ganz gezielt auf ihr Porträt gesetzt, auf dem sie sich nun auch noch immer befinden. Ihr virtuoser Realismus alleine hätte die Motten aber sicher nicht angezogen, fügt Mattuschka hinzu, wobei die Meisterin der Alliteration das Wort "Motte" sofort für ein weiteres Sprachspiel benutzt und den Ausstellungstitel in "Mangelmottanten" verwandelt.

Stillstand gibt es in der Welt von Mara Mattuschka nicht, auch wenn sie in ihrer Ausstellung keine Filme, sondern ausschließlich Ölbilder zeigt: Neben Lucy verkörpert auf diesen die Künstlerin selbst die diversen Zustände von Mangelmutanten, wenn sie neugierig Wo denn? fragt oder sich nackt am Boden kauernd an einem Pelzchen wärmt.

Mattuschka nimmt die Welt unter etwas anderen Blickwinkeln ins Visier und setzt ähnlich wie in ihren Filmen mit Verzerrung und Maskerade vertraute feministische Bildtechniken ein. Sie verdoppelt Identitäten, stellt Vamp und Dieb an die Stelle der üblichen weiblichen Rollenbilder und tritt in der von ihr gemalten Evolution auch als Knüppelfrau auf.

In der Ausstellung, in der Mara Mattuschka mit Bildtiteln wie Casting oder Audition auch konkret auf ihre Performances und Filme verweist, schließt eine Frau mit Gorillamaske wieder zu Lucy auf und verleiht unter dem Titel Gorilla in meinem Bett auch der unendlichen Leichtigkeit Ausdruck, mit der die Malerin Mattuschka das "In-die-Welt-geworfen-Sein" reflektiert. (Christa Benzer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.2.2010)