Wien - Eine Statistik über Missbrauchsfälle an katholischen Schulen oder Pfarren in Österreich gibt es nicht. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 17 Fälle bekannt, informierte die Erzdiözese Wien.

17 Fälle

2009 gab es in der Erzdiözese Wien acht Fälle, jeweils zwei in den Diözesen Graz, St. Pölten und Innsbruck und  jeweils einen Fall in Linz, Salzburg und Eisenstadt, berichtete der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger.

Ombudsstelle für Opfer

Seit den Missbrauchsvorwürfen gegen den verstorbenen Wiener Kardinal Hans-Hermann Groer gibt es Hilfe für Opfer. Jede Diözese hat eine Ombudsstelle für Opfer von sexuellem Missbrauch und Übergriffen eingeführt. Die  Erzdiözese Wien hat eine Ombudsstelle seit 1996.

 "Wir stehen für die Opfer zur Verfügung. Wir gehen jedem Verdacht nach, und, wo immer es geht, rollen wir den Fall auf, auch wenn er juristisch verjährt ist", erklärt Psychotherapeut und Psychiater Johannes Wancata. Er leitet die Ombudsstelle in der Erzdiözese Wien. "Wenn der Täter noch im kirchlichen Dienst ist, wird die Dienststelle informiert. Es geht darum, potenzielle andere Opfer zu schützen", so der Ombudsmann.

Teilweise wollen die Betroffenen anonym bleiben, was die Nachverfolgung schwierig mache, teilweise aber wollen sie den Täter mit dem Leid, das er ihnen zugefügt hat, konfrontieren, sagte Wancata. "Wir tun nichts gegen den Willen der Opfer." Die Mitarbeiter der Ombudsstelle unterstützen die Opfer in Form von therapeutischen Gesprächen und leiten weitere notwendige Maßnahmen ein.

Aktuell zwei Fälle in Wien

Derzeit betreut Wancata zwei aktuelle Fälle von Missbrauch. Es handelt sich bei dem einen Täter um einen ehrenamtlichen Kirchenmitarbeiter und bei dem anderen um einen Würdenträger, der vom Dienst suspendiert wurde. In sechs Fällen ging Wancatas Team im vergangenen Jahr verjährten Missbrauchsfällen nach. Das tweam besteht aus sechs Leuten - darunter Juristen, Psychologen, Psychotherapeuten sowie Sozialarbeiter.

Maßnahmenkatalog der österreichischen Bischofskonferenz

Seit 2006 gibt es einen Maßnahmenkatalog der österreichischen Bischofskonferenz zum Thema "Verhinderung sexuellen Missbrauchs". Denn, so der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger: "Missbrauch ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Grund zur Entlassung aus dem priesterlichen Dienst." Auch werden vor dem Eintritt ins Priesterseminar Eignungsgespräche mit Anwärtern auf ihre psychische und emotionale Verfassung geführt, so Leitenberger. Nicht alle Ombudsstellen werden von Psychologen oder Psychiatern geleitet. Teilweise sind die Leiter auch Priester.

Deutscher Missbrauchsskandal

Ein Kirchlicher-Missbrauchsskandal erschüttert derzeit die Öffentlichkeit und auch die katholische Kirche. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass am Berliner Elite-Gymnaisum Canisius Kolleg in den 1970er und 80er Jahren Jugendliche sexuell missbraucht worden sind. Mittlerweile ist von 100 Missbrauchsfällen an katholischen Schulen deutschlandweit die Rede.