Die "Befreiung" von Paris 1944 durch den Kriegsberichterstatter Ernest Hemingway, bewaffnet mit einem Colt .45 und einer Feldflasche voll Cognac, war farcenhaftes Machotheater eines großen Schriftstellers. Kriegskorrespondent zu sein bedeutete immer höchste Lebensgefahr (auch für Hemingway, trotz allem). Der Irakkrieg zeigt es mit einem für einen 21-Tage-Krieg ungewöhnlich hohen Blutzoll unter Journalisten gerade wieder deutlich. Bewusst eingegangenes Berufsrisiko. Ein Novum dürfte allerdings sein, dass sich der amerikanische Präsident ausdrücklich dagegen verwahren muss, die US-Streitkräfte würden bewusst Journalisten aufs Korn nehmen (nicht die amerikanischen, sondern die internationalen, die sozusagen von der irakischen Seite aus berichten). Die Wahrheit dürfte sein, dass die Amerikaner im Stadtkampf nicht lange mit dem Schießen warten. So erklärt sich wohl, dass ein US-Panzer ins Journalistenhotel Palestine feuerte, weil von dort tatsächlich oder eher vermeintlich irakische Heckenschützen schossen. Journalisten wurden so Opfer von (mit einigem Recht) hochnervösen und kampfunerfahrenen 20-Jährigen. Aber dasselbe gilt leider auch für die irakische Zivilbevölkerung. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.4.2003)