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BMW/Oracle-Chef Russell Coutts stemmt den Cup. Eigner Larry Ellison (re.) hat schon. Skipper James Spithill darf noch.

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Am Ende reichten einander Ernesto Bertarelli und Larry Ellison, die den America's Cup dreißig Monate lang mit juristischen Untergriffen und einer millionenschweren Materialschlacht in Atem gehalten hatten, doch noch die Hände. Alinghi-Eigner Bertarelli, der die begehrte Silbertrophäe an Ellisons BMW/Oracle am Sonntagabend verloren hatte, gab auch Russell Coutts die Hand, umarmen wollte er seinen alten Freund aber nicht. Mit dem Neuseeländer hatte der 44-jährige Schweizer Milliardär 2003 den Cup erstmals für Europa gewonnen. Es folgte erbitterter Streit und 2007 Coutts Wechsel zu Bertarellis Widersacher, Oracle-Gründer Ellison (65).

Ihm besorgte Coutts als Geschäftsführer des 250 Millionen Euro schweren US-Teams nun den Cup, den er ironischerweise in die Staaten zurückbringt, wo er ihn 1995 für Neuseeland erstmals gewonnen hatte.

Der 33. America's Cup, der am Sonntag vor Valencia mit einem klaren Sieg der technisch weit überlegenen Amerikaner zu Ende ging, steckte trotz zweier Yachten, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, voller tragischer und trauriger Verstrickungen. Das meinte wohl auch der neuseeländische Alinghi-Skipper Brad Butterworth, der die Frage, wie er das Duell vor Valencia beschreiben würde, kurz und bündig mit "kalt und dunkel" beantwortete.

Er hat vor Valencia auch das zweite Rennen der Traditionsregatta deutlich verloren. Mit einem Rückstand von 5:26 Minuten. Eine Chance hatte sein Katamaran nie wirklich gehabt. Der Trimaran von BMW/Oracle war mit seinem revolutionären 68 Meter hohen Flügelsegel unschlagbar. "Die hatten einfach das schnellere Boot" , lobte selbst Bertarelli. "Wir hätten nie gedacht, dass der Flügel derart effizient sein würde."

Spithill da, Spithill dort

Das US-Team war letzten Endes durch Gerichtsentscheid erstmals ins Finale des America's Cup gelangt. 2003 war es Alinghi im Finale der Herausfordererserie unterlegen, 2007 gar schon im Halbfinale. Damals der italienischen Yacht "Luna Rossa" , die von einem gewissen James Spithill gesteuert worden war. In der vergangenen Woche stand der Australier am Steuer der siegreichen "USA 17" .

Nach dem Cup ist vor dem Cup. Und so stellt sich bereits die Frage, wo und wann die 34. Auflage der fast 160 Jahre alten Regatta stattfindet. Nach welchem Modus und welchen Regeln. Ellison, der als Sieger auch das Recht hat, die Regeln der Titelverteidigung und ihre Organisation aufzustellen, sagte nur, dass es eine unabhängige Jury und Organisation geben werde. Zudem wolle man die Teilnehmer in die Ausarbeitung des Regelwerks einbinden.

Mit Vorrennen in Europa und den USA wird spekuliert, das Finale steigt wohl vor San Francisco, wo der Yachtclub von BMW/Oracle beheimatet ist, oder vor Newport an der Ostküste. Als "Challenger of Record" , Partner des Titelverteidigers, dürfte bald das italienische Team Mascalzone Latino verkündet werden.

Es ist kein Geheimnis, dass Coutts eher ein Freund der herkömmlichen Kielyachten ist, wie sie auch beim 32. Cup im Einsatz waren. Diese wären deutlich kostengünstiger als die zwar schnellen und spektakulären, aber astronomisch teuren Mehrrümpfer, wie sie vor Valencia zu sehen waren. So hätten mehrere Teams die Möglichkeit, an einer Herausforderung teilzunehmen.

In Seglerkreisen wird vermutet, dass der Titelträger größere und schnellere Yachten vorschlagen wird. Zudem stellt sich die Frage, ob sich Alinghi erneut am Cup-Gewinn versuchen will. "Wir werden uns die neuen Vorschläge anschauen" , sagte Bertarelli, "und dann entscheiden."

Für Alinghi-Skipper Butterworth gibt es aber eine Grundbedingung für das neuerliche Antreten der Schweizer: "Schleppt uns nie wieder vor Gericht." (DER STANDARD PRINTAUSGABE 16.2. 2010)