Wien/Warschau - Österreichs Regierung lässt sich weiter Zeit mit einer Zusage, Polen bei der Finanzierung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu helfen.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hat zwar erst Ende Jänner eine Beteiligung Österreichs an der Sanierung als "unumgänglich" bezeichnet, mehr als diese Willenserklärung gab es bisher aber nicht. Im Prammer-Büro fühlt man sich nicht zuständig. Das sei Sache der Regierung. Und die prüft, wie es im Büro von Kanzler Werner Faymann heißt.

Offenbar geschieht das gerade sehr gründlich, denn die Stiftung zur Erhaltung der Gedenkstätte ist schon Anfang 2009 gegründet worden: 120 Millionen Euro sollen als Stammkapital gesammelt werden - zur Sanierung der auf dem 200-Hektar-Gelände stehenden 155 Bauobjekte und 300 Ruinen, die ungünstiger Witterung ausgesetzt und durch Grundwasser bedroht sind.

Diesbezüglich soll auch ein Brief des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk an alle Regierungen ergangen sein. Bei Prammer will man das Schreiben gar nicht kennen: "Das war die Auskunft des Kanzleramts", wird der Ball weiter gespielt. Dort meint man nun, es gebe einen Brief, der sei aber "sehr allgemein gehalten" gewesen.

Auf polnischer Seite wird das anders gesehen, wie die Nachfrage des Standard ergab. "Im Februar 2009 richtete Premier Donald Tusk einen Brief an die Regierungschefs von über 20 Staaten und bat um Unterstützung", hält das Büro des polnischen Premierministers fest. Unter den Adressaten sei auch Faymann gewesen. Staaten wie Tschechien, Schweden, Norwegen, Schweiz und Estland hätten "ihre Unterstützung in Höhe von über 20.000 oder sogar über 200.000 Euro zugesagt". Deutschland stellt 60 Millionen Euro bereit. Und Österreich? "Bislang hat Österreich keine konkrete finanzielle Unterstützung zugesagt", heiß es.

Polen finanziert seit 1947 die Gedenkstätte. 2008 hat der Etat rund sechs Millionen Euro betragen; ausländische Spenden machten etwa fünf Prozent aus. (´Gabriele Lesser und Peter Mayr, DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2010)