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Gary Cohn half beim Verstecken griechischer Schulden.

Foto: Reuters

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Jänner suchte er die Diskussionsrunde "Risk in the Boardroom" auf, wo er das Loblied auf die hochqualifizierten, selbstverständlich hochbezahlten Mitarbeiter sang, ohne die modernes Investmentbanking nicht möglich wäre.

Da war noch nicht bekannt, dass Gary Cohn, der für das Tagesgeschäft zuständige Vorstand von Goldman Sachs, maßgeblich dabei mitgeholfen hat, dass Griechenland jahrelang seine wahre finanzielle Misere verschleiern konnte. Auf Anweisung von Cohn bedienten sich die Griechen kreativer Finanzinstrumente, sogenannter Cross-Currency-Swaps. Noch im November reiste Cohn nach Athen, um den Griechen kreative Buchhaltung bei den Gesundheitsschulden beizubringen - aber dies war dann selbst diesen zu viel, und sie winkten ab. Auch die Idee, dass chinesische Staatsfonds griechische Anleihen aufkaufen, stammt von Cohn, der dafür in einer Art geheimer Finanzdiplomatie zwischen Athen und Peking vermittelte.

Wohl kaum, dass er, sein Institut oder die ebenfalls beteiligte Bank JPMorgan dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass Griechenland bei den Bilanzen trickste. Weder haben die Investmenthäuser die griechische Krise verursacht, noch wird man sie für die daraus folgenden Konsequenzen verantwortlich machen können. Und Moral ist sowieso keine Größe in der internationalen Finanzwirtschaft.

Die Goldmänner, wie die Goldman-Sachs-Banker gerne genannt werden, haben die Finanzkrise relativ unbeschadet durchsegelt. Sie haben die Staatshilfe zurückgezahlt und sich für das abgelaufene Geschäftsjahr wegen der lautstarken öffentlichen Kritik in den USA nicht ganz so millionenschwere Boni wie in den Vorjahren genehmigt. Cohns Vorgesetzter, Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein, sprach nicht umsonst selbstironisch von "Gottes Werk", das die Banker verrichten.

Der 49-jährige ehemalige Währungshändler Cohn, der bereits seit 1990 bei Goldman Sachs arbeitet, wird als Nachfolger Blankfeins gehandelt. Blankfeins Vorgänger bei Goldman Sachs wiederum war Exfinanzminister Henry Paulson.

Cohn wird eine ausgeprägte soziale Ader nachgesagt, so das Nachrichtenmagazin Forbes. Zusammen mit seiner Frau Lisa Pevaroff-Cohn engagiert er sich bei einer Reihe von New Yorker Institutionen, die etwas mit Kindern zu tun haben. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2010)