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So unschön die Finanzvorgänge rund um die Salzburger Großfestivals auf ihn wirken mögen - so schön muss Peter Alward aktuell seine Geschichte vorkommen, deren neues Kapitel die Überschrift "Geschäftsführender Intendant der Osterfestspiele" tragen kann.

Es muss den Londoner (Jahrgang 1950) nämlich nicht nur das Gefühl überkommen, einen zwar heiklen, aber tollen Job zu übernehmen. Es wird ihn vor allem auch so vorkommen, unverhofft zu seinen Wurzeln zurückgekehrt zu sein. Einst hatte sich ja zwischen Alward und Herbert von Karajan eine produktive und kontinuierliche Partnerschaft entwickelt, die Karajan näher an das Label EMI band, für das Alward arbeitete. Und nun landet er als "musikalischer Ziehsohn" Karajans (Alward über Alward) bei dem von Karajan gegründeten Festival.

Es mag indes zusätzliche Gründe für die Zufriedenheit des Briten geben. Als Urgestein der Platten- und CD-Branche hat er mehr als dreißig Jahre lang - zuletzt als Chef von EMI Classics - nicht nur alle Höhepunkte der Branche miterlebt. Er hat auch den langsamen Verfall der Labelkräfte durchzustehen gehabt, ohne wirklich gegensteuern zu können oder zu wollen. Sein Arbeitsstil, Künstlern wie Sir Simon Rattle, Mariss Jansons und Franz Welser-Möst Zeit zu geben und deren Arbeit gründlich zu dokumentieren, war nicht nach dem ungeduldigen Geschmack der Eigentümer. So stemmte Alward in einem finalen Kraftakt mit Plácido Domingo eine teure Tristan-Studioproduktion und verabschiedete sich dann freiwillig aus der Branche.

Der ausgebildete Pianist blieb allerdings Teil der Klassikwelt: Man konnte ihm regelmäßig in Salzburg begegnen. Er ist beratend für Jansons und Welser-Möst tätig. Und nicht zuletzt war er auch Kandidat für die Intendanz der Salzburger Festspiele wie auch für den Posten als Musikchef des Sommerfestivals.

Aus all dem wurde jedoch nichts; auch deshalb muss die Freude groß sein. Allerdings: Alward wird das Gefühl nicht lange auskosten können - es nahen die Osterfestspiele, die gilt es souverän über die Bühne zu bringen, und auch deren Image ist zu reparieren. Alward weiß das: In Zukunft soll nur "noch über die künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolge der Osterfestspiele" gesprochen werden, meinte er: "Es wird Zeit, den Blick vorwärts auf die Kunst zu richten." Auch Alward weiß aber wohl, dass bis zu diesem Zustand noch ein Weilchen vergehen wird müssen. Ljubisa Tosic / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.2.2010)