Beluga & Toechter, Architecture & Design

Astghik Der Sakarian und Heide Schicht ticken ähnlich - das haben sie herausgefunden als sie an einem gemeinsamen Projekt arbeiteten. Jetzt, einige Jahre später, sind die beiden im Iran aufgewachsenen Architektinnen ein eingespieltes Zweifrauenunternehmen. Als sie 2007 ihr Unternehmen gründeten, hatten sie die Vision "Orient und Okzident, Licht und Schatten und Ornamente stilistisch zu verwirklichen".

Auf die Frage wie es sei in einer männerdominierten Branche Durchsetzungsvermögen zu beweisen, meinen die beiden: "Wir haben es nie anders erlebt, haben keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber man muss auch einmal auf den Tisch hauen können." Und: Man braucht gute Verträge. "Auch die Chemie mit dem Bauherrn muss stimmen", so Schicht.

Foto: Beluga & Toechter

Bei Beluga & Toechter laufen die Geschäfte recht gut, der Schwerpunkt liegt auf Villen, Einfamilienhäusern aber in letzter Zeit auch auf Interior Design und Einrichtungsberatung. "Weiterempfehlungen, Mund-zu-Mundpropaganda sind für uns immens wichtig", erzählt Der Sakarian und jedes Objekt fungiere in dieser Hinsicht als weiterer Multiplikator.

Etwas, das viele Kleinstunternehmen früher oder später entdecken, ist auch für die Architektinnen wichtig: die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bei größeren Projekten. "Viele kleine Unternehmen haben den Nachteil alles selber machen zu wollen", so Schicht.

Für den Erfolg der Architektinnen ist deren Dauerpräsenz gefordert, allerdings versuchen sie sich das Wochenende freizuhalten: "Wir haben gemerkt, dass wir viel effektiver arbeiten, wenn wir einmal in der Woche eine Auszeit haben." Gut organisiert und diszipliniert zu sein sei ganz wichtig um Qualität in der Arbeit und im Leben zu erhalten.

Link www.belugatoechter.com

Siehe Teil I "Kein Kaffeeklatsch mit Kollegen" - Selbständige erzählen

Foto: Beluga & Toechter

Franz Böcksteiner, Ton und Technik

Franz Böcksteiner war schon ein EPU, als es noch gar keine EPUs gab, damals 1987 hat man sich noch "selbständig gemacht". "Das Bürokratische - Gewerbeschein, Steuernummer ect. habe ich mir mühsam zusammensuchen müssen", schildert Böcksteiner. Auch er hat die Erfahrung gemacht alles selbst managen zu müssen: "Ich war alles - Putzmann, Finanzchef, Planer und Ausführender."

Böcksteiner baut Tonstudios, Beschallungsanlagen, widmet sich der Akustik in verschiedensten Räumlichkeiten, zum Beispiel im Burgtheater oder im Tonstudio von Kruder & Dorfmeister. Anfangs hat er drei Jahre durchgearbeitet, dann ist ihm die "Luft ausgegangen". "Ich habe gemerkt, ich brauche in irgendeiner Form Partner, die mich technisch und moralisch unterstützen", schildert Böcksteiner, dem man ansieht, dass ihn seine Arbeit glücklich macht.

Foto: Franz Böcksteiner

Gedacht, getan - mit der Zeit hat er sich in loser, projektbezogener Weise mit anderen Kooperationspartnern zusammen getan: Tischler, Schlosser, Akustiker Trockenbauer gehören dazu. "Wir sind wie ein Heringsschwarm aus lauter Spezialisten, die ein dicker Fisch werden können, wenn es darauf ankommt"

Langsam ergab sich dann auch wieder ein bisschen Freizeit. Heute macht er mindstens vier Wochen Urlaub im Sommer und eine im Winter. "Ich bin besser im Delegieren und Teamworken geworden." Dennoch brauche es eine gesunde Disziplin um die "wahnsinnige Lebensqualität" aufrecht zu erhalten. Böcksteiner arbeitet manchmal nach wie vor 14 Tage durch, allerdings habe seine Familie - er hat vier Kinder - auch das Grundvertrauen, dass er danach wieder mehr Zeit hat. "Die Zeit muss ich mir eben gut einteilen."

Böcksteiners Branche ist in Österreich eher klein, seine Philosophie gegenüber Kunden, Partnern und Konkurrenten: "Keine doppelten Böden, keine Intrigen." Alles in allem hat Böcksteiner kein einziges in den über 20 Jahren als Einpersonenunternehmer bereut. Nur zweimal haben äußere Einflüsse seine Geschäfte empfindlich gestört: der Golfkrieg und das Krisenjahr 2009. "Mein Vorteil ist aber, dass ich mich in meiner Firmenstruktur ganz schmal machen kann: kein Lager, keine Angestellten, kein Verkaufsraum, ich arbeite von der Wohnung aus", erklärt Böcksteiner die Vorteile seines EPUs.

Link www.boecksteiner.at

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Foto: Franz Böcksteiner

Dagmar Jenner, Texterei

Dagmar Jenner hat sich in einem Bereich als Einpersonenunternehmen selbständig gemacht, in dem es naturgemäß relativ wenige Fixanstelllungen gibt: Übersetzen und Texten. "Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser", schildert Jenner die Anfänge. Mittlerweile schöpft sie alle Möglichkeiten des Web 2.0 aus um ihren Kundenstock auszubauen. "Bei mir gibt es sprachliche Dienstleistungen aus einer Hand", so Jenner, die Englisch, Spanisch und Französisch beherrscht und mit ihrer "Texterei" auch Texte und Formulierungen aller Art anbietet.

In der Branche kennt man einander, man ist einerseits Konkurrenz andererseits auch Partner. Professionelles und informelles Netzwerken ist für Jenner daher "wahnsinnig wichtig". Erschwerend sei, dass der Beruf Übersetzer nicht geschützt sei und sich auch viele 'schwarze Schafe' am Markt tummelten. Auf ihrer Website www.uebersetzungsfehler.com sammelt Jenner daher sprachliche Ausrutscher.

Foto: Ulf Buchholz

Für Jenner war es anfangs nicht leicht Fuß zu fassen: "Wie für viele andere war es schwer mich als Dienstleisterin selbst zu verkaufen." Aber auch das hat sie im Lauf der Zeit gelernt.

Arbeitskollegen vermisst sie nicht: "Ich bin der richtige Typ für die Selbständigkeit." Für Jenner überwiegen die positiven Aspekte der Selbständigkeit, auch wenn sie viel an den Wochenenden arbeitet. Und noch einen Joker hat Jenner im Ärmel: "Für den Fall, dass ich einmal ausfalle, habe ich eine Zwillingsschwester in den USA, die die selben Dienstleistungen anbietet wie ich."

Link www.texterei.com

Siehe Teil I "Kein Kaffeeklatsch mit Kollegen" - Selbständige erzählen


(derStandard.at, 17.2.2010)

Foto: Dagmar Jenner