In Joe Zuckers Serie "Ponce de Leon" (1983) werden die Heldentaten der Konquistadoren von zu viel Gewicht befreit.

Foto: Steinek

"Mr. Zucker has remained somewhat underground", schrieb ein New Yorker Kunstkritiker über Joe Zucker (geb. 1941 in Chicago), den er als einen sogenannten "artist's artist" bezeichnet - einen Künstler, der mit seinem Werk andere Künstler, aber auch nachfolgende Künstlergenerationen beeinflusst hat. Die Galerie Steinek präsentiert die erste Einzelausstellung von Joe Zucker mit Zeichnungen aus drei Dekaden.

In den 1960er-Jahren hat Zucker seine Arbeiten gemeinsam mit renommierten Künstlern wie Agnes Martin oder Brice Marden präsentiert, und obwohl er später auch auf sämtlichen Biennalen vertreten war, wurde sein unkonventionelles Werk erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.

2004 widmeten sich drei Ausstellungen in New York unterschiedlichen Schaffensphasen Zuckers und präsentierten unter anderem seine frühen cotton ball paintings: Der Künstler verwendete dafür farbige Wattebäusche, mit denen er byzantinische Mosaike nachformte und neben Historischem (Justinian) auch Fabel-haftes (Merlin) einfließen ließ.

In einem Interview mit Chuck Close erwähnt Zucker, dass sein Interesse für Baumwolle auch mit seiner Kindheit in Chicago zu tun hat, wo er die Rassensegregation miterlebte. Auch wenn man diese nicht unbedingt mit Justinian in Zusammenhang bringt, zieht sich sein Interesse für die amerikanische Kulturgeschichte und die "Sprache des Alltags" durch sein gesamtes OEuvre. Dies umfasst Auseinandersetzungen mit der "Piraterie" (im klassischen Sinne) genauso wie die pragmatische Frage, wie ein Kunstwerk am Besten aufbewahrt wird.

In der Galerie Steinek sind jene Zeichnungen zu sehen, die den Kunstkritiker Jeff Fros an ein Storyboard für den Film Fluch der Karibik erinnert haben, auch wenn man die kleinteiligen, quirligen Storys auf einen Blick gar nicht zur Gänze wahrzunehmen vermag. Einfacher sind diesbezüglich die cartoonhaften Bilder, die ebenfalls ausgestellt sind: ein dickbäuchiger Säufer zum Beispiel oder auch ein Bild aus der Serie Ponce de Leon, in der die "Heldentaten" der spanischen Konquistadoren nicht mehr ganz so gewichtig sind. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.2.2010)