Belgrad - Auf einem Belgrader Friedhof ist am Dienstagnachmittag der frühere serbische Präsident Ivan Stambolic mit Staats- und Militärehren beigesetzt worden. Stambolic, langjähriger "Ziehvater" des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, war am 25. August 2000 beim Jogging unweit seines Wohnhauses entführt worden. Die Entführer - fünf Angehörige der Spezialpolizeieinheit "Rote Barette" - hatten den Ex-Präsidenten daraufhin mit zwei Genickschüssen ermordet und in Fruska Gora bei Novi Sad verscharrt.

Ehefrau Milosevics soll in Mordfall verwickelt sein

Die Leiche von Stambolic war am 27. März im Rahmen der breit angelegten Polizeiaktion nach der Ermordung des serbischen Regierungschefs Zoran Djindjic entdeckt worden. Die Mörder sind in Untersuchungshaft, ihre Auftraggeber aber noch auf freiem Fuß. Wegen begründeten Verdachts, in die Ermordung von Stambolic verwickelt zu sein, wird auch nach der Führerin der Jugoslawischen Linken (JUL), Mira Markovic, gefahndet. Die Ehefrau von Slobodan Milosevic soll sich in Moskau aufhalten.

Rechnete mit Milosevic öffentlich durch Autobiographie ab

Stambolic war ermordet worden, als in Oppositionskreisen seine mögliche Kandidatur bei der jugoslawischen Präsidentschaftswahl im September 2000 erwogen worden war. Damals wollte sich Milosevic eine weitere Amtszeit sichern. Stambolic war im Jahr 1987 auf Betreiben des damaligen KP-Chefs Milosevic als serbischer Präsident gestürzt worden, weil er den immer stärker nationalistischen Kurs der Kommunisten in Serbien missbilligte. Nach acht Jahren des Schweigens rechnete Stambolic im Jahr 1995 in seiner Autobiographie öffentlich mit Milosevic ab und war fortan einer seiner schärfsten Kritiker.(APA)