Architektonische Harmonie in der Berggemeinde Batschuns – Clemens-Holzmeister-Kirche im Duett mit dem Probelokal des Musikvereins von Marte/Marte.

Foto: vai/Martinez

Dornbirn - Egal ob Bushaltestelle, Feuerwehr- oder Einfamilienhaus - was vier Wände hat, wird in Vorarlberg gestaltet. Das kleine Land, eingegrenzt von Gebirge und Wasser, ist zwar arm an Raum, aber reich an Behausungen. Die negative Folge des "Hüslebauens" ist die Zersiedelung, die positive die Entwicklung eigenständiger Baukultur. Die bekommt nun durch eine Ausstellung in Paris internationale Aufmerksamkeit.

Wie konnte die Vorarlberger Bauschule entstehen? Warum erfährt sie so breite Akzeptanz in allen Bevölkerungsgruppen? Mit diesen Fragen wird das Vorarlberger Architektur Institut (vai) konfrontiert. Und zwar von außen. Das Institut Fran¸cais d'Architecture (ifa) geht dem Vorarlberger Architekturwunder mit einer Ausstellung in Paris, die anschließend in sieben französischen Städten zu sehen sein wird, auf den Grund.

"Une provocation constructive" - Konstruktive Provokation, gestaltet vom Wiener Architekturwissenschafter Adolph Stiller, wird von 24. Juni bis 14. September im Palais de la Porte Doreé zu sehen sein. ifa-Kuratorin Marie-Hélène Contal vergleicht die Vorarlberger Bauschule mit der Bauhaus-Bewegung, die im vergangenen Jahrhundert die klassische Moderne geprägt hat: "Sie löst weltweite Impulse aus. Es besteht Einigkeit in Ort, Zeit und Handlung."

So geht es bei der ersten großen Ausstellung Vorarlberger Baukultur im Ausland weniger um die Darstellung einzelner Projekte oder Architekten, sondern "um die Präsentation von Räumen und Strukturen", beschreibt vai-Geschäftsführer Markus Berchtold seine Intentionen. Nicht zuletzt soll in Paris "der Mensch in seinem Umgang mit Architektur" gezeigt werden. Was bis zum Blick ins Schlafzimmer reichen wird. Dort sind die skurrilsten Beispiele Vorarlberger Ästhetik - kunstvoll arrangierte Federbetten - zu finden.

Für Berchtold ist die Einladung nach Frankreich eine "Herausforderung". Durch die Fragen, die durch die Außensicht aufgeworfen würden, sei man zur Selbstreflexion und Analyse gezwungen. Das Interesse von außen biete die Chance, Mittel für vertiefende Studien zu bekommen. Vom Pariser Gastspiel erhofft sich Berchtold "Impulse zur Weiterentwicklung" und "internationale Aufmerksamkeit für Vorarlbergs Baukultur". (jub/DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2003)