Es bedurfte nicht erst des Irakkriegs, um den israelisch-palästinensischen Konflikt aus den Schlagzeilen verschwinden zu lassen: Die Ermüdung der westlichen Nachrichtenkonsumenten und -macher angesichts der Redundanz des Schlagens und Zurückschlagens im Nahen Osten war schon vorher eingetreten. In der arabischen und islamischen Welt ist das ganz anders: Und dort vermischen sich jetzt auf den Bildschirmen und in den Köpfen die Bilder von Verletzten und Toten aus dem Irak mit denen aus den Palästinensergebieten.

Den USA wird weder abgenommen, dass sie nur als Befreier in den Irak kommen, noch, dass sie - wie von US-Präsident Bush am Vorabend des Krieges verkündet - für eine für alle Seiten akzeptable Lösung des Palästinenserproblems sorgen werden. Die israelische Regierung sieht das nicht viel anders, sie geht davon aus, dass zur von Bush angesprochenen "Roadmap" noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Im Vertrauen darauf übt man verbale Zurückhaltung: Premier Ariel Sharon wollte die Roadmap ursprünglich nicht einmal mit dem Kabinett diskutieren, aus Angst vor undichten Stellen - wobei aber ohnehin bekannt ist, was einige der Minister etwa von der Forderung halten, den Siedlungsbau im Palästinensergebiet zu stoppen.

Eine Ansage Londons, dass im Nahen Osten Schluss sein müsse mit den "double standards", wurde vor kurzem in Israel mit der üblichen Empörung aufgenommen, trotzdem hat sich eine aktuelle Studie des israelischen Außenministeriums dafür ausgesprochen, die Kontakte zu den Europäern zu reparieren. Und darin ist dann doch die Unsicherheit zu erkennen, ob nicht die USA Israel nach dem Krieg wieder eine Rechnung stellen könnten - so wie 1991, als auf den Golfkrieg die Nahostkonferenz in Madrid folgte.(DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2003)