Washington/Wien - Fast drei Wochen nach Kriegsbeginn rangieren amerikanische Panzer in den Straßen von Bagdad, und Kameramänner des britischen Senders SkyNews filmen die Toilettenräume in Saddam Husseins Palästen, während die Gefechte in der Hauptstadt wie im Süden des Landes immer wieder aufflackern. Stellt sich die Frage: Wann genau ist der Irakkrieg gewonnen?

Regimewechsel und Kapitulation des Irak heißt das erklärte Ziel der USA, doch das Schicksal des irakischen Staatschefs hat die US-Regierung von Beginn an in undurchdringbares Grau getaucht. Die Mattsituation im Konflikt mit dem Regime von Saddam Hussein gehört zu den vielen, offenkundig undurchdachten Aspekten dieses Krieges.

An den freiwilligen Gang ins Exil hat nie jemand in Washington wie in der Golfregion wirklich geglaubt, ein Selbstmord im Bunker scheint der US-Regierung sicher die "angenehmste" Lösung, ein Heldentod in den Straßen von Bagdad oder Tikrit wäre eher eine Idee, die einem Hollywoodskript entnommen sein könnte, die Gefangennahme Saddams hingegen der "worst case". "Was sollen wir dann mit ihm anfangen?", fragte sich Norman Polmar, ein US- Militärexperte und Pentagonberater. "Vor Gericht stellen? Wird er dann nicht erklären, wer ihm die Waffen verkauft hat - die Franzosen, die Deutschen, wir selbst?"

Die physische Ausschaltung Saddam Husseins, aber auch seines Clans und des Führungszirkels mag ein Kriterium für den Erfolg des US- britischen Kriegs gegen den Irak sein. Sieg oder Niederlage werden aber auch an wenigstens drei weiteren Faktoren gemessen werden: Wird die US-Armee jene Massenvernichtungswaffen im Irak finden, um derentwillen Washington den Krieg begonnen hat? Werden sich die Iraker selbst den amerikanischen und britischen Truppen anschließen und sie als "Befreier" feiern? Werden der gewaltsame Sturz des irakischen Regimes und die Installation einer proamerikanischen Regierung am Ende von der arabischen Welt akzeptiert oder eine neue Generation fundamentalistisch geprägter Terroristen hervorbringen? (red/DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2003)