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Ariel Muzicant

foto: reuters/godany

Jerusalem - "Der nächste Report über Antisemitismus in Österreich wird furchtbar werden", sagte Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, über einen im Mai erscheinenden Report der jüdischen Gemeinden in Österreich in Zusammenarbeit mit dem Soziologen Professor Bernd Marin. Sehr bedenklich seien die engen Verbindungen der "härtesten Antisemiten" in Österreich zu arabischen Ländern wie Irak und Libyen, die sie auch finanzieren würden. Dem Antisemitismus begegne er "täglich" in E-mails, Briefen und im Geschäft. "Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was (der Kärntner Landeshauptmann Jörg) Haider mit meinem Namen veranstaltet hat", sagte Muzicant in Jerusalem bei einer Pressekonferenz der Vorsitzenden jüdischer Gemeinden in Europa.

Die achtköpfige Delegation sei aus "Solidarität mit Israel" für vier Tage gekommen, um mit den Spitzen Israels über anstehende gemeinsame Probleme zu reden. Muzicant sagte, dass er mit Premierminister Ariel Scharon und Außenminister Silvan Schalom auch über die Frage der erneuten Entsendung eines israelischen Botschafters nach Wien "sich beraten wolle". Die "bilateralen Beziehungen mit Österreich sind für Israel sehr wichtig".

Bei der Pressekonferenz sagte Michael Friedman, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC), dass seine Organisation vier Millionen Juden in 38 Ländern repräsentiere, "von der Ukraine bis Marokko". Es liege im Interesse Israels und der europäischen Juden, dass der jüdische Staat nach dem Irak-Krieg "nicht den Preis" zahlen müsse, wie das Tony Blair und andere Politiker angedeutet hatten.

"Keine zionistische Vereinigung"

Friedman sagte, dass Kritik an der Politik Israels und von Ministerpräsident Ariel Sharon legitim sei, solange sie nicht mit antisemitischen und rechtsextremistischen Untertönen vermischt werde. Die europäischen Juden seien "nicht die Advokaten Sharons, aber auch nicht gegen ihn". Entscheidend sei, dass Israel demokratisch bleibe, dass die Menschenrechte und die Pressefreiheit geachtet würden. Denn Israel sei für die Juden in Europa "das religiöse Zentrum und eine Garantie, in Europa in Sicherheit und Freiheit leben zu können". Friedman betonte: "Wir sind keine zionistische Vereinigung und erziehen unsere Jugendlichen nicht zur Auswanderung nach Israel. Diese Entscheidung muss jeder für sich tragen."

Der Anschluss vieler osteuropäischer Staaten an die EU stelle Israel und den EJC vor eine große Herausforderung. Gemäß den Statuten der EU müssen sich die neuen Länder verpflichten, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen. Der EJC und Israel sollten dabei helfen und drängen, dass die "Auschwitzlüge" per Gesetz verboten werde, wie in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern. Das Erziehungswesen sollte umgestaltet werden, wobei nicht nur der Holocaust in den Schulen gelehrt werden sollte.

"Genauso wichtig ist es, das jüdische Erbe in diesen Ländern bekannter zu machen, denn das ist es, womit wir Juden uns identifizieren." Eine wichtige Aufgabe sei es, die Regierungen zu überzeugen, Rassismus und Extremismus in den neuen Medien zu bekämpfen. "Es geht nicht an, dass in Zeitungen gewisse Dinge verboten sind und strafrechtlich verfolgt werden können, während im Internet alles erlaubt ist."- Das Verfahren gegen Yahoo in Frankreich, keine Nazi-Artikel mehr verbreiten zu dürfen, sei wegweisend. (APA)