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Helmut Kraft setzt auf LASK-Neuzugang René Aufhauser.

Foto: APA/RUBRA

derStandard.at: Wie fühlen Sie sich nach den ersten Arbeitstagen in Linz?

Helmut Kraft: Mir wurde eine sehr kurze Zeit für die Vorbereitung zur Verfügung gestellt. Die Mannschaft zieht im Training voll mit. Leider sind die Fans derzeit unzufrieden, das ist natürlich schlecht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir sportlich trotzdem unsere Leistung bringen. Ich lebe derzeit noch alleine in einem Hotel, habe aber ohnehin keine Zeit für andere Dinge, auch nicht für meine Familie. Ich muss mich derzeit komplett der Arbeit mit der Mannschaft widmen.

derStandard.at: Neben der Kritik am Verein haben sich LASK-Fans kürzlich in Form von Spruchbändern über das Zitat "Linz ist hässlich" beschwert. Sie sollen diese Aussage in Ihrer früheren Funktion als Ried-Trainer getätigt haben.

Kraft: Das habe ich wirklich gesagt, es war nicht sehr überlegt. Ich habe mit der Aussage viele beleidigt, was mir heute sehr leid tut. Es ist ein blöder Sager gewesen, den ich nicht wiederholen würde. Ich wollte in Linz niemanden diskreditieren. Die Sache ist mittlerweile drei Jahre her, man sollte sie auch in der Vergangenheit belassen.

derStandard.at: Sie haben Erzrivale Ried 2007 zum Vizemeistertitel geführt. Hat sich nach ihrer Bestellung zum LASK-Coach jemand aus dem Innviertel bei Ihnen gemeldet?

Kraft: Ich habe bereits mit Ried-Manager Stefan Reiter und Teammanager Rudi Zauner gesprochen. Sie haben mich angerufen und mir auch gratuliert. Ich hoffe, dass wir uns bei den Derbys trotz der Rivalität der Klubs gut verstehen werden.

derStandard.at: Im letzten Moment wurde mit Marco Vujic doch noch die Lücke im Angriff geschlossen. Hat das bei Ihnen für Aufatmen gesorgt?

Kraft: Roman Wallner hat zweifellos eine Lücke hinterlassen. Ich mache mir aber keine Sorgen, dass uns die Stürmer ausgehen. Neben Mayrleb (zum Auftakt gegen Rapid gesperrt, Anm.) und Vujic haben wir auch noch Petar Skuletic in unseren Reihen. Er ist zwar in der Bundesliga noch nicht oft zum Einsatz gekommen, hinterlässt aber im Training einen guten Eindruck.

derStandard.at: Mit René Aufhauser oder Markus Weissenberger stehen einige Routiniers im Team. Werden Sie das Team rund um diese aufbauen?

Kraft: Für Markus Weissenberger (noch ohne Bundesliga-Saisoneinsatz, Anm.) ist es einmal vorrangig, wieder einen Anschluss an die Mannschaft zu bekommen. Wichtig für uns ist, dass wir mit René Aufhauser einen neuen Führungsspieler verpflichten konnten. Mit Christian Mayrleb verfügen wir über einen weiteren Routinier. An ihnen können sich die Jungen orientieren.

derStandard.at: In Ihrem letzten Spiel als Magna-Trainer haben Sie dem LASK eine 0:4-Niederlage zugefügt. Die Defensivschwäche war im Herbst offensichtlich. Was werden Sie dagegen tun?

Kraft: Die Defensive muss auf alle Fälle besser werden. Wir haben in der Übertrittszeit defensive Spieler verpflichtet. Mit Aufhauser einen defensiven Mittelfeldspieler und dazu auch noch Mark Prettenthaler. Was wir im Training bereits an Defensivtaktik geübt haben, müssen wir nun auch im Spiel umsetzen.

derStandard.at: Thomas Prager hat sich beim LASK vom Defensiv- zum Offensivspieler gewandelt. Erhält er auch von Ihnen diese Freiheiten in der Offensive?

Kraft: Thomas Prager hat früher bei Heerenveen und im ÖFB-Nationalteam vorrangig in der Defensive gespielt. Im Herbst war er oft nur in der Offensive zu finden, hat auch viele Tore erzielt. Aber auch auf ihn werden Defensivaufgaben zukommen. Wenn ein Spieler nur vorne ist, hat er zu wenig für die Mannschaft gearbeitet. Ich denke, dass Prager diese Aufgaben mit seiner Schnelligkeit und Zweikampfstärke auch gut ausüben wird.

derStandard.at: Haben Sie bereits den Kontakt zu Toni Polster gesucht?

Kraft: Wir haben uns schon getroffen und uns abgesprochen. Toni Polster hat auch Interesse daran, dass Spieler von den Amateuren zur Profi-Mannschaft stoßen. Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten.

derStandard.at: Teilen Sie mit Polster auch den provisorischen Arbeitsplatz, einen Container?

Ich bin derzeit im selben Container wie er, nur eine Tür weiter. Es mag nicht der schönste Ort sein, aber es arbeitet sich dort genauso leicht wie in einem Büro.

derStandard.at: Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie in das Auftaktspiel gegen Rapid?

Kraft: Ich erwarte mir, dass wir Rapid Paroli bieten können. Ob das spielerisch überhaupt möglich ist, wird sich zeigen. Wenn wir uns ordentlich ins Zeug legen, kann der LASK sicher positiv überraschen. (aj, derStandard.at, 9. Februar 2010)