Salzburg - Die seit Jahren in der Salzburger Kulturszene kursierenden Gerüchte, wonach Mitarbeiter der Salzburger Festspiele für die Vergabe von Aufträgen an Dritte ein beträchtliches Körberlgeld einstreiften, dürften der Wahrheit entsprechen. Der ORF präsentierte in der Nachrichtensendung "Salzburg Heute" Montagabend einen Unternehmer, der - allerdings anonym - schwere Vorwürfe gegen einen nicht namentlich genannten Mitarbeiter der Salzburger Sommerfestspiele erhebt. Dieser habe für die Vergabe von Aufträgen im Technikbereich ein "erhöhtes Trinkgeld" verlangt.

Der anonyme Festspiellieferant nannte im ORF-Fernsehinterview zwar keine Summen, meinte aber, es habe sich um eine für ihn "nicht finanzierbare Größenordnung" gehandelt. Früher habe man manchmal eben "ein Fassl Bier" für die Techniker der Festspiele spendiert, berichtet der Festspiellieferant freimütig. Als er dann aber die verlangten Schmiergeldforderungen nicht erfüllen wollte oder konnte, habe er umgehend die Aufträge von Seiten der Festspiele verloren: "Von da an war ich weg."

Nach Darstellung des Firmeninhabers dürfte es sich bei dem korrupten Festspielmitarbeiter allerdings nicht um den inzwischen entlassenen technischen Leiter der Sommerfestspiele Klaus Kretschmer handeln. Das Auffliegen von Kretschmers Nebentätigkeiten für die Osterfestspiele samt immens hoher Gagenzahlungen hat den Festspielskandal - mit einer vermuteten Schadenssumme von zumindest zwei Millionen Euro - erst ins Rollen gebracht.

Laut ORF betonte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, sie sei froh, dass sich jemand gemeldet habe, der die ohnehin kursierenden Gerüchte über Schmiergeldzahlungen einmal konkret bestätigt habe. Der eigentlich für den Bereich Fremdfirmen zuständige kaufmännische Direktor der Festspiele, Gerbert Schwaighofer, ist trotz der Turbulenzen rund um die Festspiele auf Urlaub und war laut ORF für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

4000 für Protokollchefin

Die ebenfalls unter Druck geratene Protokollchefin der Sommerfestspiele, Suzanne Harf, hat am Montag Vorwürfe, sie habe 4000 Euro Provision aus Sponsorgeld bezogen, zurückgewiesen. Diese im Prüfbericht der Osterfestspiele genannte Summe wäre eine Anerkennung von Mäzen Donald Kahn gewesen. Immerhin sei sie in Salzburg seit 20 Jahren für Kahn tätig. Von einer Provision für ein Sponsoring könne keine Rede sein. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe 9.2.2010)