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Zbigniew Boniek ist Schuld.

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Im letzten Treffen wies Deutschlands Kapitän Michael Ballack mit einem Freistoßtor Österreich den Weg aus der Heim-EM.

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Warschau/Wien - "Die Frage hat sich erübrigt" , sagte Constantini unmittelbar nach der Auslosung im Warschauer Kulturpalast auf die Frage, ob sich Österreich für die EM 2012 qualifizieren werde. Und "Ja" sagte der Tiroler natürlich auch noch. Was sollte er sonst sagen vor der Ausscheidung, die im September dieses Jahres beginnt, um im November 2011 mit dem Playoff von acht der neun Gruppenzweiten zu enden?

Polens Legende Zbigniew Boniek hatte Österreich für die bereits mit Belgien, Aserbaidschan und Kasachstan gut bestückte Quali-Gruppe A aus dem dritten Lostopf gefischt. Die Türkei und Deutschland wurden dann noch zugelost, die Bescherung quasi perfekt gemacht.

Constantini, der wunschlos nach Polen gereist war, analysierte leidenschaftslos. "Wir haben mit Deutschland und der Türkei zwei Topmannschaften. Wir können sie an einem sehr guten Tag ärgern oder sogar schlagen, wenn sie einen sehr schlechten Tag haben. Auch Belgien ist ein guter Gegner. Und auch gegen Aserbaidschan und Kasachstan holt man sich die drei Punkte nicht einfach nur ab." An der Zielsetzung habe sich nichts geändert. "Der Wille muss da sein, das Unrealistische zu schaffen."

ÖFB-Präsident Leo Windtner freute sich über "zwei sehr publikumswirksame Gegner. Natürlich ist Deutschland der große Favorit. Der Kampf um Platz zwei wird interessant. Wenn wir das Ziel entschlossen ansteuern, können wir es auch schaffen." Deutschland-Legionär Christian Fuchs (Bochum) war sogar richtig begeistert. "Deutschland habe ich mir insgeheim gewünscht."

Möglich, dass sich die Deutschen Österreich insgeheim gewünscht haben. Deren Teamchef Joachim Löw, der wegen eines Streits um seine Vertragsverlängerung im Herbst für die DFB-Truppe möglicherweise gar nicht mehr zuständig ist, freute sich dennoch "unheimlich auf diese Gruppe" . Bei der EURO 2008 habe man ja gesehen, auf welchem Niveau die Österreicher spielen können. "Constantini ist ein sehr erfolgreicher Trainer. Seit er am Ruder ist, sind einige Dinge bewegt worden", sagte Löw.

Fakten und Figuren

  • Deutschland: Fakt ist, dass der dreifache Welt- und Europameister, derzeit die Nummer sechs der Fifa-Rangliste, Österreich durch ein 1:0 (Tor: Ballack) in Wien aus der Heim-EM verabschiedet hatte, um selbst erst im Finale an Spanien zu scheitern. Fakt ist, dass die Bilanz gegen die Deutschen schlecht ist. Acht Siegen stehen 21 Niederlagen gegenüber, sechsmal wurde remisiert.
  • Die Türkei (Fifa-Nr. 42) begegnete Österreich in zwölf Länderspielen. Der ÖFB hält bei immerhin sieben Siegen, fünf Spiele, die letzten vier en suite, wurden verloren. Die Türken, WM-Dritte 2002 und bei der EURO noch im Halbfinale, konnten sich überraschend nicht für die WM 2010 qualifizieren. Teamchef Fatih Terim trat nach Rang drei hinter Bosnien-Herzegowina ab. Ihm könnte Giovanni Trapattoni, derzeit noch bei Irland, folgen.
  • Belgien (66) machte in der gleichen WM-Quali-Gruppe wie die Türkei noch schlechtere Figur, belegte mit drei Siegen in zehn Spielen Rang vier. 1980 noch Vize-Europameister, nahmen die Belgier seit der WM 2002 an keinem Großereignis mehr teil. Die Hoffnung auf einen Aufschwung heißt Dick Advocaat, der auch Alkmaar trainiert. Österreich hat gegen Belgien neun von zwölf Spielen gewonnen, nur eines verloren. Zuletzt traf man sich 1979 in Wien zu einem torlosen Remis.
  • Aserbaidschan (114) und Österreich verbindet eine kurze Länderspielgeschichte. In der WM-Quali für 2006 verloren die Aseris in Wien, errangen gegen die Mannschaft von Hans Krankl aber ein torloses Heimremis. Trainer ist derzeit Berti Vogts und also ein alter Bekannter.
  • Kasachstan (123) hat Österreich noch nie bespielt. Teamchef ist mit Bernd Storck ebenfalls ein Deutscher. Die Kasachen feierten in der WM-Quali zwei Siege gegen Andorra. Fordernd ist die Reise zum Auswärtsspiel, von Wien aus sind es in die Hauptstadt Astana fast 5000 Kilometer.

Der Quali-Fahrplan muss innert 30 Tagen stehen. Die Vertreter der Gruppe A treffen sich ab 15. Februar in Frankfurt. Im Herbst 2010 sind vier Quali-Termine vorgesehen. Das Länderspieljahr beginnt für Österreich am 3. März in Wien und in aller Freundschaft gegen Dänemark. (APA, lü, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 8. Februar 2010)