Ab 2015 wird Rumänien Teile des amerikanischen Raketenschutzschilds beherbergen. Dies hat am Donnerstag der rumänische Landesverteidigungsrat auf Einladung des US-Präsidenten Barack Obama beschlossen. Obwohl die geplanten terrestrischen Komponenten laut Staatspräsident Traian Basescu ausdrücklich "nicht gegen Russland gerichtet sind" , sondern im Rahmen der Nato-Partnerschaft als Abwehranlage gegen den Mittleren Osten, vor allem gegen den Iran, fungieren sollen, stößt der Plan auf deutliche Kritik in Russland. Damit könnte Rumänien in der Dynamik der Beziehungen zwischen den USA und Russland eine wichtige strategische Rolle spielen und auch in Europa seine politische Bedeutung steigern.

In Rumänien selbst wurde der Raketenschutzschild daher fast einstimmig als "Garantie der langfristigen demokratischen Stabilität" begrüßt. Laut Premier Emil Boc bringe er "minimale Kosten und maximale Vorteile" für das Land, dessen diplomatische Rolle in der Region dadurch spürbar aufgewertet werde. Die Ratifizierung des entsprechenden Gesetzes durch das Parlament wird laut dem Verteidigungsausschuss kein Hindernis darstellen.

Der Bau der ursprünglich für Polen und Tschechien geplanten Radaranlagen wurde ausgesetzt, nachdem die USA keine aktuelle Bedrohung aus dem Iran sahen und die Beziehungen zu Russland wieder verbessert werden sollten. Rumäniens Beziehungen zu Russland sind hingegen aufgrund der traditionell pro-amerikanischen Politik Basescus eher kühl. Bukarest schickte Kontingente in den Irak und nach Afghanistan und erhielt dafür von den USA, zuletzt beim Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden im Oktober 2009 in Bukarest, ausdrücklichen Dank. Zudem hatte bereits der rumänische kommunistische Diktator Nicolae Ceaucescu, auch hinsichtlich der Energieversorgung, eine Abtrennung von Russland angestrebt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kam hinzu, dass Rumänien seine Interessen an der Republik Moldau und deren mehrheitlich rumänischstämmiger Bevölkerung verfolgte. Bei seinem letzten Staatsbesuch in Moldau vor knapp zwei Wochen betonte Basescu erneut die Unterstützung Rumäniens für die moldawischen EU-Beitritts-Bemühungen.

Nachdem Obama auf die von seinem Vorgänger George W. Bush geplanten Abwehranlagen großer Reichweite verzichtete, decken die nun im Schutzschild vorgesehenen SM-3-Radare mit nur mehr mittlerer und kurzer Reichweite einen viel geringeren Anteil des russischen Gebiets ab. Zudem könnten jedoch im Schwarzen Meer mobile Einheiten auf Kriegsschiffen stationiert werden. (Laura Balomiri aus Sibiu/DER STANDARD, Printausgabe, 6.2.2010)