Ein "Injection Room" in Vancouver wirkt für europäische Verhältnisse luxuriös.

Foto: Vancouver Coastal Health

Graz - Die Grazer VP erteilt ihrem Koalitionspartner, den Grünen, eine deutliche Absage in Sachen Drogenkonsumationsraum. Nach einer Enquete mit internationalen Experten, welche der Gemeinderatsklub der Grünen Anfang der Woche in Graz veranstaltete - der Standard berichtete - sieht VP-Gesundheitssprecherin Verena Ennemoser "keine neuen Fakten, die nicht schon vorher da waren".

Dass die Schaffung einer sogenannten drogentherapeutischen Anlaufstelle mit Konsumationsraum von der Grünen-Vizebürgermeisterin, Lisa Rücker, vor zwei Jahren in den Koalitionsvertrag verhandelt wurde, beeindruckt die VP wenig. "Wir machen sicher kein Pilotprojekt in Graz", betont Ennemoser, "so lange nicht für ganz Österreich die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen wurden."

Auch in Deutschland musste man 2000 das Betäubungsmittel-Gesetz novellieren, damit der Betrieb dortiger "Kontakt- und Anlaufstellen" legal wurde. Das Argument, Drogenkonsumenten aus dem öffentlichen Raum, etwa aus Parks, wegzubekommen, zählt für die VP nicht: "Wir haben Drogentote ja fast nur im privaten Bereich", meint Ennemoser, "der Druck von kollabierenden Menschen auf der Straße besteht ja bei uns nicht."

Die Zahl von Drogentoten ist laut eines Berichts des "European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction" in den Städten Hamburg, Hannover, Saarbrücken und Frankfurt durch Konsumräume von 1990 bis 2001 signifikant zurückgegangen.

Viele Todesfälle verhindert 

Die dabei angewandten Zeitreihen-Analysen, so Peter Gasser-Steiner, Soziologe und Therapeut der Drogenberatung Steiermark, seien "sehr aufwändig und seriös". Gasser-Steiner untersuchte auch Zahlen aus Vancouver und Sydney: "In Sydney hat man sich angeschaut, welche der Überdosierungen tödlich ausgegangen wären, wenn die Leute allein zu Hause gewesen wären." Da habe man viele Todesfälle verhindern können. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Februar 2010)