Bild nicht mehr verfügbar.

Die Tabakblatt-Messingskulptur ist mit der Flex zerstört

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Mitarbeiterin des Denkmalamts hat zufällig entdeckt, dass die Anlage beim Stephansplatz demontiert wird

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Hans Holleins Trafikportal beim Wiener Stephansplatz sollte eigentlich bald unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Austria Tabak wollte dem Vorhaben anscheinend zuvorkommen und hat zu Wochenbeginn das Portal zur Sicherheit abreißen lassen. Ein Vorgehen, das sowohl Denkmalamt als auch den Architekten selbst schockiert.

Der Verlust sei tragisch, schließlich handelte es sich "um eines der schönsten Geschäftsportale", erklärte der Landeskonservator Friedrich Dahm. Es habe im Vorjahr Gespräche zwischen Denkmalamt und Austria Tabak gegeben, berichtete Dahm: "Dort wurde von uns klar signalisiert, dass von unserer eine Unterschutzstellung veranlasst wird."

Abriss zufällig entdeckt

Eine Mitarbeiterin des Denkmalamts hat dann zufällig entdeckt, dass mit der Demontage der Anlage begonnen wurde. Daraufhin habe man noch am Montag einen Mandatsbescheid erlassen, durch den der Denkmalschutz sofort in Kraft tritt und das eigentliche Ermittlungsverfahren nachgelagert ist. "Seit Montagmittag stand das Objekt also unter Denkmalschutz, doch die Abrißarbeiten gingen weiter", ärgerte sich Dahm.

Das Denkmal  habe schließlich über die Bezirksverwaltungsbehörde zweimal einen Baustopp beantragen müssen, bis die Arbeiten endlich gestoppt wurden. "Das erlebt man sehr selten", zeigte sich Dahm fassungslos.

Messing-Tabakblatt mit der Flex zerstört

Die Tabakblatt-Messingskulptur war dann mit der Flex zerstört. Man habe nun einen Wiederherstellungsauftrag gestellt, wonach die Anlage wieder komplett rekonstruiert werden müsste. "Das ist ein Skandal sondergleichen", empörte sich auch Planungsstadtrat Rudolf Schicker. "Ich verlange die sofortige Wiederherstellung der Portalfassade."

Austria Tabak überrascht

Die Austria Tabak zeigt sich von der harschen Kritik des Denkmalamtes überrascht. Es habe sich beim Beginn der Abrissarbeiten keineswegs um eine Nacht- und Nebelaktion gehandelt. Man sei gar nicht auf die Idee gekommen, dass geplant sein könnte, die Anlage unter Schutz zu stellen, zumal diese erst 1992 errichtet worden sei, unterstrich eine Sprecherin. Das Unternehmen wolle eine modernes und zeitgemäßes Geschäftslokal errichten. Dieser Wunsch sei an die Austria Tabak vom Mieter, dem Kriegsopfer- und Behindertenverband, herangetragen worden. Nicht zuletzt gehe es um eine behindertengerechte Adaptierung des 25 Quadratmeter großen Lokals, für das man 200.000 Euro Investitionsvolumen aufbringen wolle. Man plane seit Monaten die Arbeiten, ohne dass einem je ein Bescheid des Denkmalschutzamtes vorgelegen worden sei. 

Fassade aus Sicherheitsgründen ganz abgetragen

Ebenfalls nicht gelten ließ man den Vorwurf von Landeskonservator Friedrich Dahm, man habe trotz verhängten Baustopps die Demontage fortgesetzt. Die Austria Tabak habe sofort nach Vorlage des Bescheides veranlasst, die Arbeiten einzustellen. Allerdings sei zu diesem Zeitpunkt die Fassade bereits mehrheitlich entfernt gewesen. "Und um dem Sicherheitsaspekt Rechnung zu tragen, war es notwendig, die restliche Fassade auch abzutragen", so die Sprecherin und verwies auf die prominente Lage des Geschäfts.

Man sei natürlich gesprächsbereit: "Es ist aber im Interesse aller, die Baustelle so schnell wie möglich abzuschließen." Für die Austria Tabak stehe jedenfalls die Aufwertung des Geschäftslokal im Vordergrund.

Enttäuscht zeigte sich Hollein. Es sei wichtig, gewisse Ladenlokaltypen zu belassen, umso die einzelnen Epochen ablesen zu können. Das Geschäft sei mehr als zeitgemäß, erklärte Hans Hollein. Die Wiederherstellung der abgetragenen Fassade könne von seiner Seite aus jedoch sofort veranlasst werden: "Es gibt noch die Gussform des Tabakblattes."  (APA)