Sukzessive werden immer mehr Details der Machenschaften von Michael Dewitte als Geschäftsführer der Osterfestspiele bekannt. Bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag bezifferte Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) den Gesamtschaden, der den Osterfestspielen entstanden ist, mit 1,5 Millionen Euro.

So habe Dewitte laut einer Vereinbarung aus dem Jahr 2002 jährlich fünf Prozent aller Sponsorengelder der Osterfestspiele kassiert - insgesamt 265.000 Euro. Die Vereinbarung sei aber "ohne vertragliche und rechtliche Grundlage und somit ungerechtfertigt" zustande gekommen: Der damalige geschäftsführende Präsident der Osterfestspiel-Stiftung, Exlandeshauptmann Franz Schausberger (VP), hätte die Vereinbarung unterschreiben müssen, bekam sie aber nie zu Gesicht. Die "Provisionen" seien "an den Büchern vorbei" erfolgt, sagte Burgstaller.

Zusätzlich habe Dewitte Ende 2008 von der ersten Tranche einer Spende eines russischen Mäzens (800.000 von 2,5 Millionen Euro) gleich einmal 300.000 Euro widmungswidrig als Provision abgezweigt und auf das nordzyprische Konto einer angeblich in Belize ansässigen Firma namens "Art & Culture" überwiesen. Eine entsprechende Rechnung dieser Firma soll von Klaus Kretschmer, dem fristlos entlassenen Technikdirektor der Sommerfestspiele, veranlasst worden sein.

Dazu seien noch Reisespesen und Repräsentationskosten "in einem unglaublichen Ausmaß gekommen". Dass die Manipulationen so lange unentdeckt blieben, erklärt der bei Audit Services Austria in Auftrag gegebene Prüfbericht damit, dass eine Steuerberaterin, die für die Oster- und die Sommerfestspiele tätig war, sowie ein Salzburger Rechtsanwaltsbüro alle Belege gegengezeichnet hätten: "Das interne Kontrollsystem hat völlig versagt, aber nur deshalb, weil alle zusammengearbeitet haben." Der Prüfbericht war von Burgstaller, geschäftsführende Präsidentin der Osterfestspiele, in Auftrag gegeben worden.

Das Versagen des Kontrollsystems hatte zuvor, am Dienstag, schon Peter Raue, Anwalt der Berliner Philharmoniker und interimistischer Geschäftsführer des Festivals, im Gespräch mit der APA beklagt: Er bezeichnete den Anwalt Christoph Aigner, Zwei-Prozent-Eigentümer der Festspiel-GmbH, als "Schlüsselfigur in diesem unsäglichen Spiel".

Zudem hätten die Wirtschaftsprüfer verabsäumt, zumindest stichprobenartig die Belege in sensiblen Bereichen wie Repräsentationskosten zu überprüfen, erklärte Bernd Gaubinger, der zweite Interimsgeschäftsführer. Das Festival erwäge daher, die externen Prüfer (Ernst & Young und Deloitte) auf Schadenersatz zu klagen.

Die Osterfestspiele waren am Mittwoch auch Thema im Salzburger Landtag, weil die Freiheitlichen eine dringliche Anfrage Burgstaller gestellt hatten. "Es handelt sich bei dieser Angelegenheit um einen Wirtschaftskrimi mit krimineller Energie", sagte Burgstaller. "Einzelne Personen haben sich bereichert - und das über Jahre hinaus." Sie bezeichnete Dewitte als "Hauptübeltäter" und nannte erneut Kretschmer.

Die Sommerfestspiele haben gegen ihn, wie berichtet, bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige eingebracht - wegen des Verdachts der Untreue und gewerbsmäßigen Betrugs mit einem Gesamtschaden von 713.892 Euro. Kretschmer habe nebenberuflich - trotz Verbots - zwischen 2005 und 2009 für Beratungen und Planungen 487.112 Euro kassiert. Und zwar unrechtmäßig, weil die Sommerfestspiele die Leistungen auch für die Osterfestspiele erbringen hätten können.

Zudem habe Kretschmer unerlaubte Nebentätigkeiten über die Firma Techne Multimedia GmbH ausgeübt und Honorare in der Höhe von 178.770 Euro bezogen. Er soll laut APA auch eine "ominöse Auftragsvergabe über die Firma PV Planungs- und Veranstaltung Technik GmbH in Koppl" (Flachgau) durchgeführt haben. Im Raum stünden Manipulationen bei der Erstellung von Abrechnungen für das Sommerfestival in Zusammenhang mit den Osterfestspielen.

Dewitte und Aigner kündigten an, demnächst zu den Vorwürfen Stellung nehmen zu wollen. (Markus Peherstorfer & Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.2.2010)