Foto: Peherstorfer
Foto: Peherstorfer

Salzburg - Immer weitere Kreise zieht sie aktuelle Finanzaffäre rund um die Salzburger Osterfestspiele: Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ), gleichzeitig auch geschäftsführende Präsidentin der Osterfestspiel-Stiftung, bezifferte den Gesamtschaden, der dem Festival entstanden ist, bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag mit etwa 1,5 Millionen Euro. Hauptfigur sei aus ihrer Sicht der Mitte Dezember entlassene langjährige Geschäftsführer der Osterfestspiele Michael Dewitte gewesen. Burgstaller sprach von einer "Kultur der Selbstbedienung" und einem "kriminellen Akt".

Sponsorgelder abgezweigt

So habe Dewitte laut einer Vereinbarung aus dem Jahr 2002 jährlich fünf Prozent aller Sponsorengelder der Osterfestspiele kassiert - allein dadurch sei dem Festival laut dem am Mittwoch präsentierten Sonder-Prüfbericht ein Schaden von 265.000 Euro entstanden. Die Vereinbarung sei aber „ohne vertragliche und rechtliche Grundlage und somit ungerechtfertigt" zustande gekommen: Der damalige geschäftsführende Präsident der Osterfestspiel-Stiftung, Landeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP), hätte die Vereinbarung unterschreiben müssen, bekam sie aber nie zu Gesicht. Die "Provisionen" seien "an den Büchern vorbei" geflossen, sagte Burgstaller.

Zusätzlich habe Dewitte Ende 2008 von der ersten Tranche einer Spende eines russischen Mäzens an die Osterfestspiele (800.000 von 2,5 Millionen Euro) gleich einmal 300.000 Euro widmungswidrig als Provision abgezweigt und auf das nordzypriotische Konto einer angeblich in Belize ansässigen Firma namens "Art & Culture" überwiesen. Eine entsprechende Rechnung dieser Firma soll nach den Informationen der Prüfer vom entlassenen Technikdirektor der Sommerfestspiele, Klaus Kretschmer, veranlasst worden sein.

Extrapauschalen und "sonstige Bewirtung"

Auch bei seinem eigenen Geschäftsführergehalt habe Dewitte ordentlich zugelangt: Insgesamt habe er sich über die Jahre unter diesem Titel um 551.000 Euro mehr ausbezahlen lassen als in seinem Vertrag vorgesehen. So habe er etwa für Gastspiele der Osterfestspiele in Japan Extrapauschalen bekommen, die von den Gesellschaftern nicht genehmigt waren. Inklusive Lohnnebenkosten habe sich der Schaden für die Osterfestspiele hier laut Prüfbericht auf 654.000 Euro belaufen.

Dazu seien noch Reisespesen und Repräsentationskosten "in einem unglaublichen Ausmaß" gekommen, sagte Burgstaller, darunter Übernachtungen um bis zu 600 Euro oder "Minibarkonsumation". Für das Geschäftsjahr 2008/2009 etwa listet der Prüfbericht allein 60.722,52 Euro "sonstigen Bewirtungsaufwand" auf. Bei einem Großteil der Belege sei nicht nachvollziehbar, mit wem und warum Dewitte in Restaurants und Cafés verkehrte.

Gegenleistungen Kretschmers nicht nachvollziehbar

Kretschmer wiederum habe laut Prüfbericht zwischen 2004 und 2009 Rechnungen in der Höhe von 687.000 Euro an die Osterfestspiele gestellt - entweder unter seinem eigenen Namen oder im Namen einer seiner Firmen. Ob er für diese Beträge auch Gegenleistungen geliefert habe, sei anhand der Unterlagen nicht nachvollziehbar, heißt es im Bericht, der im Auftrag Burgstallers von "Audit Services Austria" erstellt wurde.

Dass das alles so lange unentdeckt geblieben war, erklärt der Prüfbericht damit, dass eine Steuerberaterin, die für Oster- und Sommerfestspiele tätig gewesen war, sowie das Salzburger Rechtsanwaltsbüro von Christoph Aigner, der selbst zu zwei Prozent an der Osterfestspiel GmbH beteilt (98 Prozent hält die Stiftung) ist, alle Belege gegengezeichnet hätten "Das interne Kontrollsystem hat völlig versagt, aber nur deshalb, weil alle zusammengearbeitet haben", sagte Burgstaller

Wirtschaftsprüfer prüften Belege nicht

Doch auch die externe Wirtschaftsprüfung durch die Firmen Deloitte sowie Ernst & Young habe nie Beanstandungen ergeben. Die Prüfer hätten damals verabsäumt, zumindest stichprobenartig die Belege in sensiblen Bereichen wie Repräsentationskosten zu überprüfen, monierte Bernd Gaubinger, einer der beiden interimistischen Osterfestspiel-Geschäftsführer. Die Osterfestspiele haben sich in den laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als Privatbeteiligte angeschlossen und erwägen auch, die externen Prüfer auf Schadenersatz zu klagen. Zunächst haben die Wirtschaftsprüfer noch eine Woche Zeit, um Stellung zu nehmen. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 03.02.2010)