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Kritiker der Untersuchung betonten, dass eine Internetsucht nicht zuverlässig diagnostiziert werden kann.

Foto: REUTERS/Phil McCarten

Leeds - Zwischen starker Internetnutzung und Depressionen besteht offenbar ein Zusammenhang. Einer Untersuchung der University of Leeds zufolge waren rund 1,2 Prozent der Befragten internetsüchtig. Viele von den Menschen waren depressiv. Laut den Wissenschaftlern um Catriona Morrison verursache das eine aber nicht zwangsläufig das andere. Die meisten Internetnutzer litten unter keinen psychischen Problemen.

Die Ergebnisse basierten auf 1.319 Rückmeldungen auf einen Online-Fragebogen. Links fanden sich auf den Webseiten von sozialen Netzwerken. Gefragt wurde, wie häufig und für welche Zwecke das Internet genutzt wird. Zusätzlich stellten die Wissenschaftler eine Reihe von Fragen zur Feststellung von Depressionen. Die Teilnehmer waren zwischen 16 und 51 Jahren alt. Das Durchschnittsalter lag bei 21 Jahren.

Kontrollverlust

Es zeigte sich, dass eine kleine Zahl der Nutzer das Internet sehr stark gebrauchte. Soziale Interaktionen im realen Leben wurden durch Chat Rooms und die Seiten von sozialen Netzwerken ersetzt. 18 Teilnehmer, also 1,2 Prozent, wurden als internetsüchtig eingestuft. Diese Gruppe verbrachte proportional mehr Zeit auf Sites mit Sex, Spielen und in der Online-Community. Ein kleiner Teil der Bevölkerung finde es schwer zu kontrollieren, wie viel Zeit online verbracht wird. Das gehe sogar soweit, dass das Internet beginne den Alltag zu beeinträchtigen, erklärte Morrison.

Die internetsüchtigen Teilnehmer waren deutlich häufiger depressiv als die nichtsüchtigen. Sie erreichten bei der Auswertung fünf Mal höhere Werte. Im Durchschnitt befanden sie sich im Bereich von moderaten bis schweren Depressionen. Morrison betonte jedoch, dass nicht klar sei, was zuerst komme. Fühlen sich depressive Menschen mehr vom Internet angezogen oder führt das Internet zu Depressionen? Daher sei es jetzt notwendig, diesen Zusammenhang genau zu erforschen und auch die Frage nach den Ursachen zu klären.

Unausgewogenes Sample, schwierige Diagnose

Kritiker der Untersuchung betonten, dass eine Internetsucht nicht zuverlässig diagnostiziert werden kann. Auch könnte die Art der Anwerbung der Teilnehmer zu einem unausgewogenen Sample geführt haben. Vaughan Bell vom King's College London argumentierte laut BBC, dass jene, die als internetsüchtig identifiziert wurden, emotionale Probleme hatten. Daher seien die Ergebnisse der Studie keine große Überraschung. Frühere Studien hätten darauf hingewiesen, dass depressive oder ängstliche Menschen eher dazu neigten das Internet zu nutzen. Es gebe keine klaren Beweise dafür, dass das Internet selbst das Problem sei. (pte)