Salzburg - Karres bei Imst, Hochgurgl im Ötztal, Matrei in Osttirol, Bad Hofgastein und St. Johann im Pongau haben eines gemeinsam: Seit 1. Jänner müssen die dort stationierten Rettungshubschrauber auf dem Boden bleiben. Grund dafür sind neue Sicherheitsbestimmungen: Die Luftfahrtbehörde Austro Control schreibt seit Jahresbeginn vor, dass Helikopter bei Rettungseinsätzen auch nach Ausfall eines Triebwerks überall sicher landen können müssen. Laut den Kontrolloren erfüllen die fünf Hubschrauber diese Bestimmung nicht. Sie alle werden von der Firmengruppe des Salzburger Unternehmers Roy Knaus betrieben, der schon mehrmals mit Konkursen und schweren Unfällen für Schlagzeilen gesorgt hat.

Marktbereinigung

Für Knaus liegen die wahren Gründe anderswo: "Offensichtlich soll es hier eine Marktbereinigung zugunsten des ÖAMTC geben", sagt er. Die neuen Vorschriften seien nämlich um einiges strenger als in anderen europäischen Staaten. Außerdem seien die Angaben der Austro Control über seine Hubschrauber "erstunken und erlogen". Knaus argumentiert mit einem Gutachten eines Gerichtssachverständigen, wonach seine Hubschrauber alle Anforderungen erfüllen.

Rettungsflüge im hochalpinen Gelände

Aus Sicht der Austro Control gehe dieses Gutachten am Wesen der Fragestellung, nämlich der juristischen Auslegung der entsprechenden Verordnung, vorbei, heißt es auf Anfrage des Standard von der Behörde. Auch die Unabhängigkeit des Gutachters stehe für die Austro Control infrage. Die neuen Vorschriften seien "vergleichbar mit jenen, die in den anderen alpinen Ländern zur Anwendung kommen. Die Voraussetzungen für Rettungsflüge im hochalpinen Gelände sind andere als jene in den Flachländern."

Versorgungslücke im Pongau und Lungau

Das Rettungsflugverbot für die Knaus-Helikopter hat vor allem im Fall des Stützpunkts in St. Johann für einen öffentlichen Aufschrei gesorgt: Die Bergrettung, das Schwerpunktkrankenhaus in Schwarzach sowie die Landespolitik sahen eine Versorgungslücke im Pongau und Lungau. Jetzt steht dort statt eines Knaus-Helikopters einer bereit, der gemeinsam vom ÖAMTC und der Tiroler Firma SHS betrieben wird.

Dass einer der für die Knaus-Hubschrauber zuständigen Inspektoren der Austro Control nebenbei ausgerechnet für SHS tätig gewesen sein soll, dementiert man bei der Austro Control. Dennoch hat der zuständige Abteilungsleiter im Verkehrsministerium mittlerweile angekündigt, Nebenbeschäftigungen für private Betreiber bis auf weiteres zu untersagen.

"Verdacht des Amtsmissbrauchs" in der Austro Control

Die Affäre beschäftigt auch den Salzburger Landtag: In der Aktuellen Stunde geht es um die "Zukunft der Flugrettung" im Bundesland. Die rot-schwarze Landesregierung wittert wie Knaus Ungereimtheiten: In einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft spricht sie vom "Verdacht des Amtsmissbrauchs" in der Austro Control. (Markus Peherstorfer/DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2010)