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Spezialeinheiten der bosnischen Polizei durchsuchten das Dorf.

Foto: Reuters/ Polizei

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Straßensperre bei Gornja Maoca

Foto: AP/Amel Emric

Sarajevo - Die bosnische Polizei hat in den umliegenden Regionen der Städte Brcko und Tuzla am Dienstag die bisher größte Fahndung nach radikalen Islamisten durchgeführt. Rund 600 Polizisten suchten im Rahmen der Operation "Licht" ("Svjetlost") nach Personen, die der "Gefährdung der Gebietseinheit Bosnien-Herzegowinas, des Angriffes auf die Verfassungsordnung und der Provokation von ethnischem und religiösem Hass" verdächtigt würden.

Dorf abgeriegelt

Die Polizei hat in der Nacht auf Dienstag das Dorf Gornja Maoca komplett abgeriegelt. Bei Hausdurchsuchungen sind dem Belgrader Radio B92 zufolge große Mengen Waffen entdeckt worden. Außerdem sollen Videoaufzeichnungen militärischer Übungen sichergestellt worden sein. Sieben Dorfbewohner, darunter laut Berichten bosnischer Medien Dorfvorsteher Nusret Imamovic (39), Eldin Imamovic (34) und Dzemal Kazaferovic (25), wurden festgenommen. Sechs der Verhafteten sollen bosnische Staatsbürger sein, die Nationalität des Siebten wollte Polizeisprecher Boris Grubesic nicht nennen.

In der Ortschaft nahe der nordbosnischen Kleinstadt Brcko haben sich etwa hundert ehemalige Freischärler aus islamischen Staaten angesiedelt, die während des Bosnien-Krieges (1992-1995) an der Seite der bosniakischen (muslimischen) Armee kämpften und nach dem Krieg die bosnische Staatsbürgerschaft erhielten. In dem Dorf gilt die Scharia.

Wahhabiten ließen Polizeistreifen nicht ins Dorf

Die Wahhabiten-Gemeinschaft sorgte erst kürzlich für Aufsehen, als ihre Angehörigen eine Polizeistreife daran hinderten, in das Dorf zu fahren. Zuvor waren auch lokale Journalisten wiederholt daran gehindert worden, die Ortschaft zu besuchen. Auch nach der Razzia am Dienstag wurden Medienverteter aufgefordert, Gornja Maoca sofort zu verlassen.

Weniger bekannte Wahhabiten-Gruppen sind auch in der Umgebung von Sanski Most, Prijedor und Tesanj ansässig. Radikale Islamisten sind in Bosnien-Herzegowina seit dem Krieg der 90er Jahre präsent. Mehrere tausend Freischärler aus islamischen Staaten kämpften während des dreijährigen Krieges (1992-1995) an der Seite der bosniakischen (muslimischen) Armee (ABiH). Viele hatten danach auch die bosnische Staatsbürgerschaft erhalten. Nach den Terror-Anschlägen gegen die USA am 11. September 2001 wurden auch in Bosnien Bemühungen unternommen, den Einfluss der radikalen Islamisten zu verringern. Mehrere radikal-islamistische Gruppen wurden zerschlagen. Untersagt wurde auch die Arbeit einiger in Sarajevo wirkender islamischer Hilfsorganisationen.

Der Leiter der bosnischen Parlamentskommission zur Kontrolle der Nachrichtendienste, Mirko Okolic, warnte im Jänner davor, dass die EU-Visa-Liberalisierung für Bosnien-Herzegowina durch die Aktivitäten einzelner Wahhabitengruppen gefährdet sein könnte. (red/APA)