Anrainer und Frächter sind erleichtert, es gibt aber auch Kritik.

Wien – "Na Gott sei Dank", entfährt es Rudolf Bauer von der Frächterlobby, wenn er auf den Bau der Nordautobahn (A5) angesprochen wird. "Die Brünner Straße fährt sich ja wie die Rallye Paris-Dakar." Seit 1. Februar ist das erste Teilstück der A5 vollständig für den Verkehr freigegeben – vom Knoten Eibesbrunn bis Schrick im Weinviertel. Eines Tages soll die A5 von Wien bis nach Brünn in Tschechien führen. Derzeit ist die Brünner Straße die direkte Verbindung. 46.000 Fahrzeuge rollen auf ihr täglich durch die Dörfer, etwa ein Fünftel davon Lkw.

Der neue Abschnitt ist die erste Entlastung für die Anrainer – und die erste Autobahn in Österreich, die von einer privaten Firma betreut wird. Public Private Partnership (PPP) nennt sich das Modell, Bonaventura das Konsortium, das die Autobahn gebaut und finanziert hat und sie betreuen wird. Die Asfinag zahlt Bonaventura ein jährliches Fixum, das "Verfügungsentgelt", plus eine bestimmte Summe pro Fahrzeug und Kilometer, die "Schattenmaut". Der Vertrag läuft 30 Jahre, dann wird die Asfinag die Autobahn übernehmen. "Als wir den Bau ausgeschrieben haben, war das für uns die billigste Lösung", erklärt Asfinag-Chef Schierhackl.

Bis 2040 muss sich Bonaventura um alles kümmern: Sie bessert Schlaglöcher aus, putzt Tunnel und räumt Schnee. Für letzteres sind 36 Mitarbeiter zuständig, ausgerüstet mit sieben Räumfahrzeugen. Vergangene Woche übten sie bereits für den winterlichen Ernstfall. Gemeinsam mit Feuerwehr und Polizei wurde auch ein Brand im Tunnel simuliert und für Rettungseinsätze trainiert.

Kein Geld für Baustellen

Baustellen soll es selten geben: "Wir bekommen nur Geld, wenn die A5 vollständig befahrbar ist", erklärt Bonaventura-Sprecherin Karin Keglevich. "Daher haben wir statt Asphalt Beton verwendet. Der ist haltbarer, und es gibt seltener Schäden." Sollte das Konsortium in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sei die Betreuung nicht gefährdet. "Die wird aus den Einnahmen durch den Betrieb finanziert", sagt Keglevich. International ist das Modell weit verbreitet. 2008 erhielt beispielsweise die Strabag den Zuschlag für 432 Kilometer Autobahn im PPP-Verfahren in der Republika Srpska.

"Wir sind sehr skeptisch gegenüber PPP", sagt Lydia Ninz vom ARBÖ, "uns hat noch keiner bewiesen, dass es billiger ist." Bei einem Autobahnbau sei Sicherheit besonders wichtig, "private Unternehmen wollen Gewinn machen", sagt Ninz. Das sei mitunter ein Widerspruch. Manche Sicherheitsinvestitionen, zum Beispiel Section Control oder neue Leitplanken, würden Privaten nichts bringen. "Ich bin nicht sicher, dass sie sie dann trotzdem tätigen." Als in Großbritannien die Autobahnen privatisiert wurden, sei die Anzahl der Unfälle stark gestiegen.

Planung begann 1999

Erste Ideen für die A5 gab es bereits 1971. Aber erst 1999, zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, begann die Planung. Bis 2014 sollen die beiden weiteren Abschnitte bis an die tschechische Grenze fertig werden – allerdings nicht als PPP-Projekte. Die Asfinag wird sie finanzieren und betreuen. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der momentanen Lage der Finanzmärkte sei das billiger, sagt Schierhackl.

Wann die Autobahn auf der tschechischen Seite fertig wird, ist unklar. Derzeit fehlen noch 20 Kilometer zwischen Pohoøelice und der Grenze. 2010 wird aus Geldmangel nicht weiter gebaut werden. Allerdings, versichert der tschechische Verkehrsminister Gustav Slamecka, das Projekt werde auf jeden Fall fertiggestellt. (Tobias Müller/DER STANDARD-Printausgabe, 1.2.2010)