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Die NASA wird wohl so bald keine neuen Raumschiffe bauen. Das Projekt X-33 (im Bild) wurde bereits 2001 eingestampft, nun erleidet das Constellation-Programm das selbe Schicksal. Den Transport von Menschen ins All sollen künftig Privatfirmen übernehmen.

Foto: APA/EPA/NASA

Washington - Die ursprünglich von USA-Präsident George W. Bush für die kommenden zehn Jahre in Aussicht gestellte neuerliche Landung auf dem Mond muss wohl noch etwas warten. Präsident Obama war vom Plan seines Vorgängers abgerückt, nachdem eine spezielle Kommission dieses Programm im Sommer unter die Lupe genommen hatte. Eine Reihe von ehemaligen Astronauten und Raumfahrtexperten war zu dem Schluss gekommen, dass die NASA ihre Ziele wegen erheblicher Finanzlücken nicht realisieren kann. 

Auch auf den Bau einer neuen Raumfähre sowie von Raketen für Flüge zu anderen Zielen im Sonnensystem will Obama verzichten, wie aus seinem am Montag vorgelegten Plan für das kommende Haushaltsjahr hervorgeht. Die Mittel, die für das "Constellation"-Programm vorgesehen waren, würden stattdessen in Forschungsvorhaben für mögliche Expeditionen zum Mars fließen. Darüber hinaus will Obama die Raumfahrt stärker in die Hände der Privatwirtschaft legen: Kommerzielle Anbieter sollen Astronauten künftig zur Internationalen Raumstation ISS fliegen.

Kein Geld für das Constellation-Programm

Derzeit erhält die Nasa pro Jahr etwa 18 Milliarden Dollar. Davon gehen gut 50 Prozent in die bemannte Raumfahrt. Zu diesen bisherigen neun Milliarden Dollar wären demnach noch mindestens drei Milliarden pro Jahr zusätzlich nötig gewesen. Im Haushaltsplan sind nun keine Mittel mehr für das Constellation-Programm der NASA vorgesehen, das auf die Entwicklung von Ares-Raketen für Reisen zur Internationalen Raumstation ISS, zum Mond und dann später sogar zum Mars abzielte.

Entgegen verbreiteter Enttäuschung reagierte NASA-Direktor Charlie Bolden mit Verständnis. Seine Behörde bleibe ein "Motor der Innovation", sagte er am Nachmittag (Ortszeit) in Washington. In wirtschaftlich schlechten Zeiten wie diesen wisse er es zu schätzen, dass Obama das Budget der NASA in den nächsten fünf Jahren um insgesamt rund sechs Milliarden Dollar (4,31 Mrd. Euro) aufstocken wolle. "Die Wahrheit ist, dass wir nicht auf einem Weg waren, der uns zurück auf die Oberfläche des Mondes führt", erklärte Bolden. Seine Behörde habe sich darauf versteift, auf den Mond zu gelangen, dabei aber vernachlässigt, in Schlüsseltechnologien zu investieren.

ISS-Betrieb bis mindestens 2020

Das Ziel, zurück auf den Mond zu kehren, bestehe weiter - allerdings ohne einen konkreten Zeitplan. Möglich sei auch, dies im Rahmen eines internationalen Teams anzugehen, sagte Bolden. In diesem Zusammenhang betonte er, der vorgestellte Haushalt erlaube es, die Internationale Raumstation ISS mindestens bis zum Jahr 2020 in Gang zu halten. Ursprünglich gab es Pläne, die ISS im Jahr 2016 außer Betrieb zu setzen.

Ein von Obama berufenes Expertengremium hatte der Nasa unter anderem empfohlen, Privatunternehmen bei der Entwicklung von Raumtaxis zu unterstützen, die Astronauten zur ISS fliegen können. Für solche Dienstleistungen zahlen die USA Russland derzeit 50 Millionen Dollar pro Sitz. Die Befürworter eines privaten Transportsystems argumentieren, dadurch würden zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, zumal jede öffentliche Investition private Ausgaben nach sich ziehen werde.

Kritik am Outsourcen der Raumfahrt

Es gibt allerdings auch Kritiker am Outsourcen der Raumfahrt: Angefangen von ehemaligen NASA-Mitarbeitern, die Sicherheitsbedenken geltend machen, bis hin zu Kongresspolitikern, die den Verlust von Arbeitsplätzen fürchten. Einige Kritiker wenden ein, dass die Raumfahrt bei aller Routine immer noch eine gefährliche Unternehmung ist, die nicht privaten Firmen überlassen werden sollte, um damit Geld zu verdienen. Der Staat, so befürchten sie, würde wichtiges Wissen und Kontrolle preisgeben.

Die Befürworter dagegen vergleichen die Raumfahrt mit der Luftfahrt in ihren Anfangsjahren. Anfangs waren es die Streitkräfte, die die meisten Flugzeuge benutzten, argumentieren sie. Schließlich begannen aber Privatunternehmen Flugzeuge bauen und zu fliegen, besonders nachdem sie in der US-Regierung einen zuverlässigen Kunden hatten, um Luftpost zu den Empfängern zu bringen.

Genau das würde auch die NASA sein: ein sicherer Kunde, für den die privaten Firmen bis zum Jahr 2020 Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) befördern könnten. Es wäre vergleichbar mit jenen Jahren, in denen die NASA nach dem "Columbia"-Unglück von 2003 Russland dafür bezahlte, US-Astronauten zu der Station zu bringen.

Kein radikaler Kurswechsel

Der Raumfahrtexperte Howard McCurdy von der American University erklärte, das geplante Outsourcing sei tatsächlich nichts so radikal wie es zunächst den Anschein habe. So seien die Space Shuttles nicht von staatlichen Betrieben, sondern dem Unternehmen Rockwell International gebaut worden. Von 1996 an habe die Regierung des damaligen Präsidenten Bill Clinton immer mehr Befugnisse des Flugbetriebs an Privatunternehmen übertragen. "Das ist etwas, wohin die NASA schon seit 25 Jahren steuert", sagte der Experte.

Als mögliche Bewerber gelten die Flugzeugbauer Boeing und Lockheed, die bereits jetzt Raketen und Raumkapseln bauen. Aber auch Neulingen wie dem PayPal-Gründer Elon Musk, dessen Privatunternehmen SpaceX 2008 erstmals eine Trägerrakete ins All schoss, sowie Orbital Sciences aus Virginia und Bigelow Aerospace aus Las Vegas werden in diesem Zusammenhang genannt. (red/Reuters/APA/AP)