Beiruter Ruine, wo nun ein Kaufhaus steht

Foto: Raad

"Für mich fühlen sich meine Bilder an, als ob ich sie alle zur selben Zeit gemacht hätte", erzählte Walid Raad bei der Eröffnung seiner Ausstellung Sweet Talk: Commissions Beirut am Donnerstag. Doch die Bilder von Straßen, Geschäften und Häusern Beiruts, wo Raad neben New York lebt, sind aus 23 Jahren.

An ästhetischen Merkmalen kann man Zeiträume ablesen: "Ein Bild aus den 80er-Jahren muss verschwommen sein, ein gut durchkomponiertes ist verdächtig", so Raad, "denn wer sich die Zeit nahm, ein Stativ aufzustellen, konnte erschossen werden. Immer wieder sei er auch auf die Grenzen unsichtbarer Ghettos innerhalb der Stadt gestoßen, in der Misstrauen gegenüber dem Staat und den Mitmenschen und das Zweifeln an der eigenen Sicherheit die Leute Fragen stellen lässt wie: "Warum fotografieren Sie hier?" Auch die Gebäude selbst hätten sich lange dagegen gewehrt, abgelichtet zu werden: "Seit 2005 scheinen sie damit einverstanden zu sein, fotografiert zu werden." (cms / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.2010)