Facebook-Gründer Marc Zuckerberg

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Interessanter Nebenaspekt zum Google-Konflikt mit der kommunistischen Regierung in Peking: Seit ein paar Wochen ist Facebook in China wieder zugänglich. Das soziale Netzwerk war seit dem vergangenen Sommer (2009) gesperrt und konnte allenfalls über Umwege erreicht werden (auch die große chinesische Internetmauer hat Löcher).

Was das genau zu bedeuten hat, ist schwer abzuschätzen, möglicherweise findet es das Regime besser, beobachten zu können, was Dissidenten so treiben, als sie in den Untergrund zu drängen, wo ihre Aktivitäten schwerer kontrolliert werden können.

Facebook kriegt es nicht hin

Abgesehen von China: Obwohl sie ständig daran herumschrauben, kriegt Facebook es nicht und nicht hin, seine Benutzer auf einfache Art und Weise ihre Privatsphäre kontrollieren zu lassen.

Es stimmt zwar, dass man für jede einzelne Statusmeldung, für jedes Bild oder für die Angaben zur Person bestimmen kann, wer sie zu Gesicht bekommt. Und man kann jede Meldung, jedes Bild jederzeit wieder löschen - eine nicht geringzuschätzende Qualität. Facebook versichert, dass es damit auch aus den Indizes diverser Suchmaschinen verschwindet, falls man seine Einträge nicht ohnehin vor der Neugier von Google & Co verbergen will (eine Einstellung, die irritierenderweise nicht Standard ist, sondern erst vorgenommen werden muss).

Mühsam

Aber diese Einstellungen sind so mühsam, dass selbst ständige User sie schwer durchschauen. Statt automatisch bei jedem Eintrag zwingend definieren zu müssen, für wen ein Text oder ein Bild bestimmt ist, geschieht dies über Listeneinstellungen. "FreundInnen" können Listen zugewiesen werden, und für jede Liste kann eine andere Einstellung gelten, was die Betreffenden sehen können oder auch nicht.

Aber diese Listeneinstellungen zu finden und wiederzufinden ist mühsame Sucharbeit. Ebenso beim Upload von Bildern: Wenn man nicht nachkontrolliert, kann es leicht sein, dass ein Upload vom Handy plötzlich für alle sichtbar ist. Listen und Einstellungen sind offenbar für die allermeisten Benutzer weiterhin ein spanisches Dorf - man braucht nur mal unter "FreundInnen" fragen, wie viele diese Funktion verwenden.

Und so weiter. Die einfache Antwort, die manche Menschen darauf geben, ist diese: Facebook nicht verwenden. Stimmt natürlich. Aber man verzichtet damit auf eine gute Möglichkeiten, Kontakt zu anderen zu halten oder auf Informationen aufmerksam zu werden, die man nicht selbst gefunden hätte. Darum ist uns Facebook, auch wenn wir nicht dafür zahlen (aber durch Nutzung dem Betreiber ermöglichen, Geld zu verdienen), einfachere Lösungen schuldig. Facebooks Chefingenieur Mike Schroepfer beteuert, dass das soziale Netzwerk den Schutz von Privatem als sein wichtigstes Anliegen ansehe. Man wird sehen; jedenfalls wäre ein hoher Preis zu zahlen, wenn dies nicht gelingt: eines Tages wieder in der Versenkung zu verschwinden. (helmut.spudich@derstandard.at, DER STANDARD Printausgabe, 28. Jänner 2010)