Vasen-Objekt von Karl-Heinz Ströhle (2009) wirft sich in Fotopose.

Foto: Galerie Strickner

Mit Federstahlbändern hat Karl-Heinz Ströhle ein Material gefunden, mit dem er seine Zeichnungen und Gemälde auch in Bewegung versetzen kann. Ein Teil von Ströhles multimedialen Erkundungen von Linie, Raum und Architektur ist in der Galerie Strickner auf Bildern fixiert. Der andere wächst darauf aufbauend spielerisch-performativ in den Realraum hinein.

Karl-Heinz Ströhle dürfte die richtige Balance zwischen Stand- und Spielbein schon eingeübt haben. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich der Künstler nun mit "seinen" raumbildenden Formen, die er entweder auf der Fläche oder aber auch im Dreidimensionalen erprobt. Während er früher auch Gummibänder in minimalistische Formen gezwängt hat, haben ihm für seine Ausstellung bei Klaus Strickner vor allem Federstahlbänder als Formgeber gedient.

Aus diesen heraus entwickelte der Künstler seine großformatigen Linienbilder, Fotografien und Videos, in denen er seine fragilen Skulpturen auch in die Gänge bringt: Eigentlich genügt schon ein Stupser, um etwa den Luster, der in der Galerie ausgestellt ist, ein wenig aus der Fassung zu bringen.

Ähnlich spielerisch sind auch die Videos, in denen er seinen Objekten mit an den richtigen Stellen gezogenen Fäden fast menschliche Regungen abgewinnt. Emotionales trifft hier auf einen minimalistischen Formalismus, und auch die Grenze zwischen Konzept und Spiel oder dem Figurativen und dem Abstrakten verschwimmt.

Selbst seine Linienbilder, die man zunächst noch als abstrakte Variationen betrachtet, gehen auf den aktionistischen Einsatz von Federstahlbändern zurück: Der Künstler zwingt die Federstahlbänder in einen Rahmen, spannt feuchte Leinwand darüber und folgt dann mit der Farbwalze den sich abzeichnenden Konturen. Auf diese Weise wird das Gemälde im Grunde zum reproduzierbaren Druck.

Im multimedialen Federstahlband-Universum des Künstlers wird diesem jedoch dieselbe Aufmerksamkeit zuteil wie einer Fotografie. Für diese hat sich ein vasenförmiges Objekt in eine bezaubernde Pose geworfen hat. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.1.2010)