Ein Flirt wider besseres Wissen: Meryl Streep lässt sich in "Wenn Liebe so einfach wäre" von Alec Baldwin betören.

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Wien - Im sich beständig verjüngenden Repertoire von Hollywood besetzen die Filme der ehemaligen Drehbuchautorin Nancy Meyers eine Nische. Die Regisseurin, die im vergangenem Dezember 60 Jahre alt geworden ist, hat aus dem simplen, aber gerne vernachlässigten Umstand, dass Gefühlswirren kein Privileg der Jugend sind, ein Erfolgsmodell gemacht. Ohne die routinierten Erzählpfade der Romantic Comedy zu verlassen, öffnet sie diese für Privatangelegenheiten von Menschen, die sich etwas zu sehr daran gewöhnt haben, mit ihrer Sehnsucht eine Art Waffenstillstand zu schließen und ihrem Körper mit gesundem Misstrauen zu begegnen.

Frauen halten Männer in diesen Filmen an der langen Leine, weil sie ihre über lange Zeit perfektionierten Abläufe nicht gefährden wollen. In Meyers' breitet sich zwischen Diane Keaton und Jack Nicholson zunächst das nackte Grauen aus, ehe sich die Vorstellung durchsetzt, dass romantische Verbindungen im gleichen Alter durchaus auch eine Option sein können. In ihrem neuen Film Wenn Liebe so einfach wäre/ It's Complicated wählt Meyers eine vergleichbar durchsichtige Konstruktion, die allerdings durch den Umstand, dass sich das zentrale Paar vor über zehn Jahren getrennt hat, eine pikante Note bekommt.

Heimkehr mit Hindernis

Meryl Streep spielt die Bäckereibesitzerin Jane mit Traumhaus, Biogarten und Vorzeigenachwuchs, die bei einem New-York-Besuch nach viel Rotwein einen schwachen Moment hat und mit ihrem Ex-Mann Jake (Alec Baldwin) im Bett landet. Die Komik des Films entsteht aus den unterschiedlichen Schlüssen, die beide aus dem Vorfall ziehen. Jake, den seine junge Ehefrau vor sich her und in die Befruchtungsklinik treibt, genießt die Episode wie eine unverhoffte Heimkehr und versucht alles, um daraus eine richtige Affäre zu machen.

Wie Jane sich diesem schwergewichtigen Balzen widersetzt, aber wider besseres Wissen immer wieder umfällt und schließlich nach einer Möglichkeit sucht, ihrem Verhalten etwas Positives abzugewinnen, auf dieser Kante liegt der emotionale Schwerpunkt des Films. Als weiterer Faktor tritt noch Steve Martin ins Spiel, der die zu kraftlose Alternative eines Architekten gibt, dessen Avancen Jane lange Zeit übersieht. Er erweitert die Liaison zum Dreieck, das auch zu drastischeren Missverständnissen Anlass gibt.

Wenn Liebe so einfach wäre ist zwar jene Sorte von glattpoliertem Unterhaltungskino, das ausschließlich unter Privilegierten spielt, deren Wohnungen wie teure Auslagenfenster arrangiert sind, aber trotzdem ständig erweitert werden müssen. Das ändert aber nichts am Vergnügen, zwei so souveränen Komödianten wie Meryl Streep und Alec Baldwin dabei zuzusehen, wie sie in gut gelaunter Screwball-Manier für ihre Lust die eigenen Kinder hintergehen - oder beim heimlichen Hotelbesuch ihre physische Fitness überschätzen. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD/Printausgabe, 23./24.01.2010)