Bild nicht mehr verfügbar.

Der Hadrianstempel in der archäologischen Ausgrabungsstätte in Ephesos

Foto: APA/URSULA QUATEMBER/ÖAI

Wien - Was war der Hadrianstempel in Ephesos - wenn nicht Hadrians Tempel? Dieser Frage wollen österreichische Archäologen in einem neuen Projekt nachgehen. Der Hadrianstempel gilt als eines der besterhaltenen und schönsten Gebäude in Ephesos. Entgegen der ursprünglichen Ansicht mehren sich Zweifel, dass es sich bei dem Tempel wirklich um den offiziellen Kulttempel für Kaiser Hadrian gehandelt hat. Zum Auftakt der neuerlichen Forschungen wurde kürzlich das Gebäude in 3D digitalisiert.

Hintergrund

Österreichische Archäologen arbeiten seit 1895 in Ephesos, einer der bedeutendsten Städte des Altertums. In den 1950er-Jahren haben die Wissenschafter den Hadrianstempel ausgegraben, 1958 wurde das Gebäude teilweise wieder aufgebaut. Seither zählt der Tempel neben der Celsus-Bibliothek und den Hanghäusern zu den bekanntesten Gebäuden am Pracht-Boulevard der antiken Metropole, der Kuretenstraße.

Noch vor der Ausgrabung wusste man aus diversen literarischen Quellen und Inschriften, dass es in Ephesos einen Kulttempel für Kaiser Hadrian gegeben hat. Für eine Stadt war die Genehmigung zum Bau eines Tempels für die kultische Verehrung eines Kaisers ein besonderes Privileg. Als dann bei den Ausgrabungen entsprechende Inschriften auftauchten, war man sich sicher, den Kulttempel gefunden zu haben.

Baugeschichte des Tempels wird erforscht

"Wir wissen schon seit rund 20 Jahren, dass es sich bei dem Gebäude nicht um diesen offiziellen Tempel handeln kann", erklärte Ursula Quatember vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI). Denn der Bau sei gleich am Beginn der Amtszeit Hadrians 117 n.Chr. errichtet, die Genehmigung für die Errichtung eines offiziellen Kaiserkulttempels aber erst etwa 130 n.Chr. erteilt worden. Welche genaue Funktion das heute unter dem Namen Hadrianstempel bekannte Gebäude hatte, wisse man aber nicht, betonte die Archäologin, die im Rahmen eines FWF-Projekts die Baugeschichte des Tempels erforscht. Eingebettet ist diese Arbeit in den derzeitigen Schwerpunkt der Ephesos-Forschung des ÖAI zum Thema "Kult und Herrschaft".

Der Tempel in 3D

Als einer der ersten Schritte für die Forschungsarbeit wurde kürzlich von der Firma Breuckmann, einer Tochter des Linzer Mechatronik-Spezialisten Vatron, ein hochauflösendes dreidimensionales Oberflächenabbild des Hadriantempels sowie von Bauteilen, die beim Wiederaufbau nicht verwendet wurden, erstellt. Bisher mussten für solche Bauforschungen maßstäbliche Handzeichnungen erstellt werden, was mehrere Monate in Anspruch genommen hätte, sagte Quatember. Mit den in wenigen Tagen erstellten 3D-Scans können die Wissenschafter - gleich einem Puzzle - untersuchen, welche Bauteile zusammenpassen, fehlende Teile wie das Dach virtuell ergänzen und das Bauwerk im Computer rekonstruieren.

Symposium

Am 25. Jänner veranstaltet das Österreichische Kulturforum Istanbul zum zweiten Mal ein Ephesos-Symposium, bei dem sieben Referenten vom ÖAI, der Akademie der Wissenschaften, der Technischen Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien aktuelle Forschungsergebnisse in Ephesos vorstellen werden. Zeitgleich wird die Ausstellung "Ephesos 2009" im Palais Yeniköy in Istanbul eröffnet (bis 26. Februar). Die Schau präsentiert maßgebliche Forschungsergebnisse des österreichischen Grabungsjahres 2009 einer breiten türkischen Öffentlichkeit. (APA/red)