Hamburg - Der Schädel des legendären Seeräubers Klaus Störtebeker ist aus dem Museum für Hamburgische Geschichte gestohlen worden. "Wir sind alle sehr bestürzt über den Diebstahl. Der legendäre und geheimnisvolle Schädel aus dem 15. Jahrhundert ist eine Reliquie der Hamburger Geschichte, eine der Hauptattraktionen unseres Hauses", sagte Museumsdirektorin Lisa Kosok am Dienstag. Das Museum hat eine Belohnung für die Wiederbeschaffung des 600 Jahre alten legendären und geheimnisvollen Schädels ausgesetzt, der dem berühmt-berüchtigten Piraten-Anführer zugeschrieben wird.

Der Schädel wurde 1878 beim Bau der Speicherstadt im Hafengebiet entdeckt. Seitdem gehört der archäologisch wertvolle Fund zur Sammlung Hamburgischer Altertümer. Seit 1922 wird er im Museum für Hamburgische Geschichte präsentiert. Die Hamburger Polizei bestätigte, dass eine Anzeige über den Diebstahl eines Schädels eingegangen ist. Der Verlust wurde bereits am 9. Jänner festgestellt. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurde jedoch erst jetzt die Öffentlichkeit informiert.

Legende und unbekannte Wahrheit

Der Legende nach wurde Störtebeker, Ende des 14. Jahrhunderts Anführer der Vitalienbrüder, am 20. Oktober 1401 mit rund dreißig Gefährten auf dem Hamburger Grasbrook enthauptet. Die Häupter der Hingerichteten sollen zur Abschreckung an der Einfahrt zum damaligen Hafen auf Pfähle genagelt worden sein. Allerdings dürften sich Legende und historische Wahrheit voneinander entfernt haben: Es gibt Aufzeichnungen von mehreren historisch dokumentierten Personen, die das Vorbild für die Seeräuberfigur gewesen sein könnten, deren Werdegang allerdings von der überlieferten Störtebeker-Legende abwich.

"Trotz der Ungewissheit über die tatsächliche Identität des Schädels gehört er zu den ältesten Objekten im Museum für Hamburgische Geschichte und stellt einen unschätzbaren Wert dar", sagte Mittelalter-Experte Ralf Wiechmann. In Europa gibt es nur noch sehr wenige Exponate dieser Art. Die 2004 gefertigte Gesichts-Rekonstruktion des Schädels ist weiterhin in dem Museum zu sehen. (APA/red)