Im Internet wird heftig über die Ankündigung des Onlinekonzerns Google und dessen Umgang mit Zensur und dem chinesischen Markt diskutiert. Während die eine Seite darin "einen großen Schritt in Richtung Menschenrechte" und von einer richtungsweisenden Entscheidung spricht, orten KritikerInnen darin nur einen Marketing-Gag und wollen Google seinen "Widerstand" nicht abkaufen.
Zensur und Kritik
Google hat - so wie viele andere ausländische Unternehmen in China ebenfalls - lange die Vorgaben der Behörden erfüllt und sich kooperativ gezeigt. Vor allem im Vorfeld der Olympischen Spiele in Bejing wurden die kritischen Stimmen lauter. Interessant ist, dass es danach nur mehr wenige Aufschreie über die Zensur in China und dem Umgang der ausländischen Internetkonzerne mit den rechtlichen Rahmenbedingungen gab.
Googles Image
Die Financial Times Deutschland spricht in einem aktuellen Artikel über die Gemeinsamkeiten von Google und Chinas Behörden - was den Hunger nach Daten und die Auswertung selbiger betrifft. Im Artikel heißt es weiter: "Der Internetkonzern wird sich aus einem Markt wie China weder freiwillig noch aus ethischen Gründen verabschiedet haben. Doch dass Google aus dem vermeintlichen Rausschmiss einen Werbegag machen will, könnte nach hinten los gehen."
Die wahren Hintergründe
Handelt es sich bei Googles Entscheidung nun um einen großen Schritt in Richtung mehr Freiheit im Netz und mehr Menschenrechte in China, oder ist der Onlinekonzern - dessen Marktstellung in China wesentlich schlechter ist, als in den USA und Europa, einfach "rausgeworfen" worden? Die wahren Hintergründe werden vermutlich nie zufriedenstellend zu klären sein. In der aktuellen Ausgabe des Kurier steht dazu: "Der Meinungsumschwung könnte eine Marketing-Aktion sein, um zu untermauern, dass man "ein Guter" sei und dem Firmenmotto "Tu nichts Böses" treu geblieben ist. Doch nach wie vor kooperiert der Google-Konzern mit Regierungen und sogar totalitären Regimen auf der ganzen Welt."
Kann Google nichts Gutes tun?
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Google eigentlich gar nichts "Gutes" mehr tun kann? Daten werden gesammelt, die AnwenderInnen-Daten ausgewertet und gezielt Werbung verkauft. Aber tun das nicht alle Online-Dienste, die kostenlose Angebote anbieten? Was hat "die Web-Welt" von Google bekommen? - Gmail, Google Earth, Google Maps und Google Docs sind hier nur einige Beispiele. Verwenden muss die Dienste niemand, wer sie nutzt muss sich der Datenauswertung bewusst sein.
China verlässt man nich freiwillig
Die Financial Times Deutschland schreibt: "Dieses Land verlässt man nicht freiwillig. Aus dem Rückzug allerdings so einen Werbegag zu machen könnte für Google jedoch gefährlich werden. Es könnten zu viele für die Firma nachteilige Diskussionen losgetreten werden. In Europa gilt die Firma ja bereits vielerorts als neues Microsoft."(red)