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Rudolf Edlinger bleibt stur.

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Wien - Rapids Präsident Rudolf Edlinger sagt, er sei kein Streithansel. Er drohe niemandem, stelle die Dinge nur subjektiv klar. Zur Beruhigung, und das ist ein objektives Faktum, wird Rapid Bestandteil der österreichischen Fußball-Bundesliga bleiben. Mangels Alternativen und weil Wien-Hütteldorf nicht Italien, England oder Spanien ist. Edlinger: "Spielt man 36-mal gegen sich selbst, ist das wertlos und langweilig, das würde auch kein Fernsehsender dieser Welt übertragen."

In der Bundesliga spielt es sich jedenfalls ab. Am Donnerstag wird in Wien die Präsidentenkonferenz abgehalten, dabei soll der ausgehandelte TV-Vertrag abgesegnet werden. Streitereien oder zumindest Diskussionen sind programmiert, der Ausgang ist laut Liga-Vorstand Georg Pangl "offen. Ich bin kein Hellseher."

Eine Zweidrittelmehrheit ist notwendig, um Folgendes zu genehmigen: Der Pay-Sender Sky zahlt neun Millionen Euro pro Saison (für fünf Jahre, nach drei Jahren wäre ein Ausstieg möglich), zwölf Spiele darf das Free-TV haben, also ORF (trotz Gebührenpflicht), ATV, Servus-TV von Dietrich Mateschitz, Puls, RTL und so weiter. Pangl: "Darüber hinaus gibt es ja noch Zweit- und Drittverwertungsrechte." Edlinger ärgert, dass es keine offizielle Ausschreibung gab, Pangl entgegnet dem, "dass es halt leider nur Sky gibt. Würde Rapid klagen, bleibt danach wieder nur Sky übrig. Der Markt ist so klein, Agenturen haben sich keine gemeldet."

Fakt ist, dass in anderen europäischen Ländern Meisterschaftsspiele praktisch ausschließlich im Pay-TV stattfinden (Italien und England zeigen null Partien öffentlich, in Deutschland sind es zwei, in der mit Österreich vergleichbaren Schweiz zehn). Ausnahme ist Spanien. Allerdings sind im Ausland die Summen weitaus höher, der Rechteverkauf macht oft ein Drittel der Klubbudgets aus. Hierzulande sind es im Schnitt zehn Prozent.

Armutsgrenze

Edlinger wird am Donnerstag den Vertrag ablehnen. "Im Interesse der Fans" , sagt er und bringt eine soziale Komponente ins Spiel. "Wir leben in einer Zeit, in der eine Million Menschen an der Armutsgrenze leben und 400.000 arbeitslos sind. Fast 1,5 Millionen Leute haben im Monat weniger als 900 Euro zur Verfügung. Die sollen wenigstens Rapid gratis sehen. Man kann von ihnen nicht verlange, sich so ein Kasterl zu kaufen und ein Abo abzuschließen." Zudem sei man auch den eigenen Sponsoren verpflichtet. "Die wollen präsent sein. Nicht nur zwölfmal." Edlinger fühlt sich falsch verstanden. "Es heißt immer, Rapid will mehr Geld. Dabei ist es fast wurscht, ob fünf oder sieben Prozent unseres Budgets vom Fernsehen gedeckt werden."

Bisher kassierte die Liga rund 14 Millionen Euro pro Saison, acht von Sky (früher Premiere), sechs vom ORF (für 36 Livespiele). Der Staatsfunk ist trotz der Verpflichtung von Dominic Heinzl daran interessiert, den österreichischen Kick zu behalten. Informations-Direktor Elmar Oberhauser hat das den Klubpräsidenten in einem Schreiben versichert. Über Summen wurde angeblich nicht gesprochen. Sollte das frei empfangbare Fernsehen (ORF inklusive) auf mehr als zwölf Live-Partien bestehen, wovon auszugehen ist, wird Sky freilich die versprochenen neun Millionen kaum blechen.

LASK-Präsident Peter-Michael Reichel sympathisiert mit Rapid, "obwohl mir ein bisserl zu viel Selbstinszenierung dabei ist. Ich hoffe auf eine vernünftige Lösung, vor einem Kollaps steht die Liga nicht. Aber die Sponsoren sind unzufrieden."

Das Mandat der Liga, gemeinsam zu verhandeln, endet am 15. Jänner. Kann sein, dass sich Rapid dann selbst vermarktet, also die 18 Heimspiele verscherbelt (muss natürlich nicht der ORF sein, hätte für den Sender eine schiefe Optik). Edlinger: "Das kann uns keiner verbieten, das ist ein verfassungsmäßiges Grundrecht. Rapid ist nicht das Eigentum der Liga. Wir würden weiterhin Gebühren an sie überweisen, damit sie wirtschaften kann." Selbst Pangl glaubt, "dass ein Verfassungsgerichtsurteil Rapid Recht geben würde" . Insofern sei an einen Ausschluss des Rekordmeisters nicht einmal zu denken.

Thomas Parits, der Vorstand der Wiener Austria, wird dem TV-Vertrag voraussichtlich zustimmen. "Man muss noch Details besprechen. Ich denke, ein Konsens ist möglich." Edlinger: "Ich lehne ab. Obwohl ich kein Streithansel bin."  (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 13.1. 2010)