Sie haben sich in den Nacktscanner gestellt. Sind dann ins Flugzeug gestiegen und schließlich gut angekommen. Mist. Das Gepäck, es fehlt. Das Flughafenpersonal beruhigt Sie: "Wir stellen es Ihnen zu." Kaum zu Hause - ein Schock. Einbrecher? Ihre Tür wird aufgebrochen, Polizisten (Tarnung?) legen Sie in Handschellen. Was ist los? "In Ihrem Koffer ist eine Bombe gefunden worden." Wer ist da verrückt? In welche Horrorgeschichte ist man da geraten?

Das ist keine Fiktion, sondern Wirklichkeit und Wahrheit. Einem irischen Urlauber wurde in Bratislava vergangene Woche ein "Bomberl" ins Gepäck geschmuggelt, um die Sicherheitsvorkehrungen zu "prüfen". Aber die Info-Kette funktionierte nicht, das "Terrormanöver" fand auf dem Buckel eines unbescholtenen Bürgers statt.

So schaut es aus. So viele Mängel, so viel "menschliches Versagen", dass man sich fragt: Wozu all die neuen, sündteuren Geräte, die letztlich nur die Angst beruhigen sollen, aber das Problem nicht lösen? Trotzdem hat die EU beschlossen, flächendeckend nach US-Vorbild Nacktscanner einzuführen.

Einige Monate lang wird Ruhe einkehren, bis die Kaida neue Möglichkeiten gefunden hat, auch diese Sicherheitsschranke zu durchbrechen. Dasselbe gilt für Mafia-Netze von Italien über Russland bis China. Was geschieht dann? Schlucken wir vor jedem Flug Chemikalien? Kontrastmittel? Oder landet das Ganze bei chirurgischen Eingriffen? Weil Bomben auch im Hintern versteckt - und herausoperiert werden? Der Flughafen, eine Chirurgie gegen die Angst?

Keine Terrorabwehr ohne Unterhaltung. Der Nacktscanner hat das Zeug, ein Komödienstadel des Boulevards zu werden. Ein findiger Nacktscanner-Hacker verkauft das Röntgenbild von George Clooney an eine Illustrierte - die sanierte sich für Jahre. Oder: Wer will nicht wissen, wie Silvio Berlusconi wirklich gebaut ist? Oder erst Madonna - eine Durchleuchtung des Popstars als Internet-Hit. Unglaublich, aber möglich.

Ganz abgesehen vom Nacktscanner im Handy-Format - der nur die Kleidung durchdringt, weil das wirklich Nackte am interessantesten ist. Als neues Erotik-TV - oder als Mittel dagegen.

Ganz schnell wird es Ausnahmen geben - für Politiker, Top-Künstler und für jene Banker, die kurz davor noch schnell Millionen verspekuliert haben. Die Stützen der Gesellschaft brauchen nicht durch den Nacktscanner. Die muss man schützen. Sie der Öffentlichkeit auszusetzen wäre zutiefst unmoralisch.

Aber ach. Ernüchterung und Entsetzen. Die Kaida hat einen arabischen UNO-Diplomaten gefunden, einen "Brüter", der eine Zeitbombe mit sich führt. Bis die (weil er ja nicht gescannt wird) auf einem Intercontinentalflug explodiert.

Ist das ein Hirngespinst? Nein, keineswegs. Jetzt schon gibt es Ausnahmen für die VIPs dieser Welt. Und natürlich auch die Schlampereien rund um die Entourage.

Letztlich werden die Abwehrdienste auf noch ganz andere Ideen verfallen als die Slowaken in der Causa des urlaubenden Iren. Wir gehen irren Zeiten entgegen. (Gerfried Sperl, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Jänner 2010)