Wien - Stehenbleiben, meint Armin Samadian, sollte man „bei dem Wetter" eher nicht: „Dann ist es nämlich aus. Wenn man auskühlt, ist die Sache gelaufen." Aber laufen, weiß der 22-jährige Grafiker, ist für jene 100 Radfahrer, die heute - Samstag - um neun Uhr morgens vom Stephansdom nach Bratislava fahren wollen, ohnehin keine Option.

Foto: fixedgear.at

Erstens, weil die Fahrt nicht nur Spaß, sondern schon auch ein Rennen ist. Zweitens, weil die dafür benutzten Fahrräder weniger pannenanfällig sind, als viele andere Bikes: Samadian lädt - zum zweiten Mal - zum „Slovakian Experiment". Eingeladen sind „Singlespeed-" und „Fixie"-Fahrer. Also Freunde von Rädern ohne Gangschaltung. „Singlespeed" ist klar, und „Fixies" (steht für „fixed gear") sind Räder ohne Freilauf: läuft das Hinterrad, dreht sich die Kurbel (mehr dazu kommenden Freitag im Rondo).

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Abgesehen vom Label „Kult" bringt das auch Vorteile: „Was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen - und verklumpt im Eismatsch nicht." Doch die Ausfahrt ist weniger Mission als Spaß: „Wir fahren wie bei Alleycat-Rennen (Fahrradbotenrennen, Anm.), es gibt auch Aufgaben zu meistern."
Im Vorjahr, als 50 furchtlose Radler bei Minus 14 Grad kamen, galt es etwa, Pfosten eines Geländers an der Donau zu zählen oder Reime zu schmieden, in denen der eigene Teamname vorkam.

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Denn gefahren wird in Paaren. Und obwohl das „Experiment" lediglich via Szene-Homepages und Mundpropaganda beworben wurde, reicht sein Ruf schon weit: Ein Team reiste eigens aus Mailand an - und lässt sich vom ostösterreichischen Wintereinbruch nicht abschrecken. Und selbst wenn, wäre Samadians Starterfeld gesichert: „Bei 50 Teams sagten wir aus organisatorischen Gründen Schluss." Es gibt eine Warteliste.
Außerdem kann ohnehin jeder, der will, mitfahren. Schließlich gilt: „Das einzig Offizielle ist der Spaß." Jeder Teilnehmer, betont Samadian fährt also auf eigene Verantwortung - kommt aber nur mit Helm ins Klassement.

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Freilich: So „spaßig" kann ein Radevent gar nicht sein, dass er nicht zum (kleinen) Politikum wird. Denn „Radpiraten" wollen das Rennen „kapern": Das „Piratislava Experiment" hat den gleichen Treffpunkt, die gleiche Strecke und die gleichen Regeln. Anlass der Parallelfahrt ist das unpolitische Auftreten von Samadians „Fixoten" („Fahrradfahren kann einfach Fahrradfahren sein.") - und eine Panne im Vorjahr.

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Denn da wurde das Ziel in Bratislava nach sieben Stunden abgebaut. Als vier Stunden später ein paar versprengte Waffen- und Spezialradfahrer ankamen, waren die sauer. „Nachvollziehbar", räumt der Initiator ein.
Bleibt noch die Hauptfrage. Die nach dem Warum. „Weil es geht", sagt Samadian. Und wieso gerade bei diesem Wetter? „Weil es im Sommer jeder kann." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 09./10.01.2010)

 

der Standard Webtipp:
www.fixedgear.at
www.piratislava.tk

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