Wer von Shimla, dem ehemaligen Sommersitz der britisch-indischen Regierung, nach Norden fährt, sollte nicht unter Höhenangst leiden: Einige der Straßen führen an tausend Meter tiefen Abgründen entlang. Am Besten ruhig bleiben und sich auf die Schönheit der entlegenen Landschaft konzentrieren - auch beten soll schon geholfen haben.

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Was man unbedingt nach Indien mitnehmen sollte und dort in ausgiebigem Maße auch noch nachträglich üben kann, ist Geduld. Was bleibt einem schon anderes übrig, wenn man sich vorsichtig und mit stetem Hupen durch eine riesige Herde Schafe vorarbeitet. Man kann auch beginnen, sie zu zählen - und schon ist man eingeschlafen.

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Von Shimla aus reisen wir zuerst durch das Kinnaur- und Sangla-Valley, ehe wir das anschließende Spiti-Valley betreten. In der Kleinstadt Kalpa verbringen wir einige Zeit mit herrlichem Blick auf den Kinnaur-Kailash. Das traditionelle Kleidungsstück der Kinnauris ist dieser grüne Hut, den so gut wie jeder und jede hier trägt.

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Noch im Kinnaur Valley, Himachal Pradesh, begegneten wir einer alten Pilgerin, die in Begleitung eines Mönches und einer Nonne die mühselige Reise zum Ladakh-Besuch des Dalai Lama machte.

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Am Eingang ins Spiti Valley, dem Namen nach das "Mittelland" (zwischen Indien und Tibet). Hier besteht noch immer eine originär buddhistische Kultur mit zahlreichen Klöstern wie Dhankar, Kye oder Tabo, wo der Dalai Lama seinen Lebensabend zu verbringen wünscht.

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Das Spiti Valley ist etwa acht Monate des Jahres nur vom Süden her erreichbar. Aber auch auf dieser Route (von Shimla über das Kinnaur-Valley) kann es zu Blockaden durch Schneeverwehungen und Lawinen kommen. Wer also seine Ruh' will, wird sich hier wohl fühlen.

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Das Kloster Kye Gompa, fünf Kilometer nordwestlich von Kaza. Hier konnten wir uns nützlich machen, indem wir einen Mönch, der sich beim Butterlampen-Füllen am Finger verletzt hatte, verarzteten und einen Rinpoche (in dem Fall der Abt des Klosters) mit dem Jeep ins nahe gelegene Kaza chauffierten.

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Das Dörfchen Nako auf über 4.000 Metern trennen nur etwa 30 Kilometer Luftlinie von der Grenze zu Tibet. Was hier so ungewohnt grün leuchtet, ist Hochland-Gerste. Die Gebetsfahnen haben in den letzten Jahren Gesellschaft durch Satellitenschüsseln bekommen.

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Hoch über Spitis Verwaltungszentrum Kaza: Die Stille im 4.000 Meter hohen Bergland ist eine nach nur wenigen Tagen fühlbare Entität, die alles, Tiere wie Menschen, umfasst. Ein paar Meter nach dieser Kehre glitt der riesige und lautlose Schatten eines Bartgeiers über uns hinweg.

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Die beiden sind die Enkeltöchter eines Gompa-Instandhalters im Bergdörfchen Kibber, weit oberhalb von Spiti. Der erste Tutor des Dalai Lama stammte von hier. Das Stoff-Täschchen, das die Kleine links um den Hals trägt, umhüllt ein gefaltetes Mandala.

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Das herrschaftlich gelegene Kloster Dhankar oberhalb des Zusammenflusses der beiden Flüsse Spiti und Pin. Dhankar bedeutet "Fort am Felsen". Die Mönche des etwa 700 Jahre alten Klosters gehören zur Gelbmützen- oder Gelugpa-Schule des Tibetischen Buddhismus.

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Am Ende des Spiti Valley, kurz vor dem letzten Pass. Die karge Landschaft und die Wolkenschatten, die sich majestätisch über sie hinweg bewegen, haben eine spürbar beruhigende Wirkung.

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An der südlichen Grenze Ladakhs. Der Metallgehalt des Gesteins setzt bei der Oxydation Farbkombinationen frei, die von beige über violett bis schwarz reichen. Darüber das klare Tiefblau des Himmels am "Vordach der Welt". Für I-Pod-Besitzer empfiehlt sich angesichts der kargen, geheimnisvollen und unendlich scheinenden Landschaft in diesem Teil des Himalaya Steve Reich oder, bei straßenbedingter rauerer Gangart, Neil Young mit seinen adäquat ewigen Gitarrensoli - im zeitlichen wie auch erhabenen Sinn.

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Nachdem die Pässe zwischen Himachal Pradesh und Jammu-Kaschmir überwunden sind, finden wir uns am Ladakhischen Hochplateau wieder. Im Osten schließt es an Tibet, im Nordwesten an Kaschmir und Baltistan, im Süden an Spiti und Lahaul an. Die Zeltstädte, wie hier am Bild, bieten dem Reisenden Rast, Momos (gefüllte Teigtaschen) und Chai (süßen Gewürztee mit Milch).

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Ein Regenbogen in der Nähe von Sarchu auf über 4.000 Metern Seehöhe. Das schwarze kleine Zelt direkt darunter würde man im Wilden Westen als Outhouse bezeichnen.

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Auf der Straße von Alchi nach Leh. Die Weite der Berglandschaft Ladakhs kommt dem "On The Road-Gefühl" sehr entgegen. Es mag an der dünnen Luft liegen, aber sich frei wie der Wind zu fühlen, ist hier ganz leicht - sofern Reisekasse und Verdauungssituation es gestatten.

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Aprikosen gehören zu den wenigen Obstsorten, die in 3.500 Meter Höhe noch wachsen und sind, frisch oder getrocknet, fixer Bestandteil der täglichen Ernährung und Körperpflege. Die Bäuerin ist eine in einer langen Reihe von Aprikosenverkäuferinnen am Straßenrand auf dem Weg nach Kargil.

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Einmal pro Jahr kommt der Dalai Lama nach Ladakh, einst die westlichste Provinz Tibets. Zu diesem Anlass pilgern an die 40.000 Mönche, Nonnen, Ladakhi-Bauern, indische Buddhisten und westliche Reisende in das tibetische Flüchtlingslager in Choglamsar bei Leh.

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Nonnen und Mönche bei der Vorlesung des Dalai Lama in Choglamsar. Man beachte den Ausdruck von Hingabe an den Moment in den Gesichtern. Nicht umsonst ist der tibetische Beiname Seiner Heiligkeit "Kundün", was soviel wie "Gegenwart" bedeutet.

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Seine Heiligkeit, der Dalai Lama. Vier Tage lang sprach er von 9:00 bis 13:00 Uhr auf Ladakhi über den Weg des Buddha Avalokiteshvara (Chenresi), den Buddha der Barmherzigkeit, dessen Inkarnation er selbst ist.

Fotos und Texte: Knut

 

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