Moderiert ab 10. Jänner "Yourope": Andreas Korn verknüpft virtuelle Gemeinden in Europa.

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Tita von Hardenberg.

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STANDARD: Andreas Korn moderiert "Yourope". Männliche Moderatoren werden immer rarer - ein bewusster Gegenentwurf?

Hardenberg: Wir fanden Andreas einfach klasse. Als Moderator des Kindermagazins "logo" versteht er es großartig, komplexe Sachverhalte einfach zu vermitteln. Zudem repräsentiert er glaubhaft die Generation Facebook.

STANDARD: Für die Sie sich offenbar schon zu alt fühlen: Warum moderieren Sie nicht selbst?

Hardenberg: Ich bin 40 und wünschte mir jemand Jüngeren. Klar bin ich auch in den Netzwerken, aber mein Sozialleben spielt sich doch relativ konventionell ab. Meine Facebook-Freunde spielen keine so große Rolle für mich.

STANDARD: "Yourope" begibt sich dorthin, wo die Umbrüche der digitalen Zeitalters am sichtbarsten sind. Wen sprechen Sie damit an?

Hardenberg: Yourope soll ein Auslandsmagazin für jüngere Leute sein, die einen anderen Blick auf Europa haben, digital vernetzt und mobil sind und einfach wissen wollen, wie ihre Altersgenossen in anderen europäischen Ländern leben. Wir nehmen uns eine Frage vor und verfolgen sie in vier Ländern. Beim Thema "neue Arbeitswelten" stellten wir fest, dass in Osteuropa die Managerklasse extrem jung ist, weil man gar nicht zurückgreifen kann auf traditionell ausgebildetes Führungspersonal. Wir werden voraussichtlich mit einer 24-jährigen Coca-Cola-Brand-Managerin und einem 33-Jährigen, der eine riesige Unternehmensberungsfirma leitet unterwegs sein.

STANDARD: Wie tief sind Sie in den virtuellen Netzwerken verstrickt?

Hardenberg: Ich bin bei Facebook, twittere nicht, weil das für mich nicht viel Sinn macht. Ansonsten nütze ich das Internet doch mehr aus der beobachtenden Warte. Als Recherchetool wird es wichtiger, denn viele kluge Köpfe tummeln sich da herum.

STANDARD: Die mitunter auch sehr viel von sich preisgeben. Was sagen Sie zu dieser mitunter erstaunlichen Offenheit?

Hardenberg: Tatsächlich wird sich der Begriff Privatheit wandeln, wenn nicht gar auflösen. Das ist ein bürgerliches Ideal. Viele der Jüngeren verstehen den Sinn gar nicht. Ich zähle mich zu einer Generation, die diesen Schritt vermutlich nicht mitvollziehen wird.

STANDARD: Firmen klopfen Bewerber auf ihre Forentätigkeit ab: Privatinteressen verhindern möglicherweise die Aufnahme.

Hardenberg: Schüler bereuen ihre Forenaktivitäten oft bitter. Ich denke, das ist ein Lernprozess. Denn natürlich muss ich dazu stehen, was ich von mir Preis gebe. Diese Entwicklungen sind ja hoch spannend. Ebenso die Diskussion um die Aufhebung des Urheberrechtsgesetzes, was Journalisten betrifft.

STANDARD: Stimmen Sie zu?

Hardenberg: Nein, ich finde schon, dass diese Inhalte bezahlt werden sollten. Wie man am Erfolg der Piratenpartei sieht, ist eine wachsende Bewegung dagegen. Als jemand der von der Produktion dieser Inhalte lebt, sehe ich das natürlich anders. Inhalte sind das neue Gold, man kann es nicht einfach verschenken.

STANDARD: Das Ende von Polylux kam nicht ganz freiwillig. Sie wirkten geknickt als das Aus kam?

Hardenberg: Der RBB hatte kein Geld mehr, um das Format zu zahlen. Das ging ja schon über Jahre, dass gekürzt und gekürzt wurde. Irgendwann waren wir an einem Punkt, an dem wir sagen mussten: Um dieses Geld kann man das eigentlich nicht mehr seriös machen. Es hat sich seitdem nicht wirklich sehr verbessert. Ich hoffe, dass wir irgendwann wieder zusammenkommen. Es ging nicht um Inhalt oder Quote, sondern schlicht um das finanzielle Argument.

STANDARD: Der deutsch-französische Sender Arte ist großzügiger?

Hardenberg: Wir machen nicht den großen Reibach damit, sondern sind begeistert, wenn wir Formate kriegen, die uns inspirieren. Nachdem sich bei Arte drei Sender die Kosten teilen, kann man dann hoffentlich auch in Ruhe produzieren. Wir haben einen Einjahresvertrag, und das ist fast schon ein Vertrauensvorschuss. Es ist fast üblich, Halbjahresverträge abzuschließen, und das macht es schwierig: Wie will man gute Leute an ein Projekt binden, die man im Prinzip immer nur ein halbes Jahr anstellen kann. Das sind Probleme, mit dem sich alle Produzentenkollegen herumschlagen. Oft hat man keine Wahl. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 7.1.2010, Langfassung)