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Vielleicht hat sich Aprilia noch nicht ganz von der Übernahme vor fünf Jahren durch die Piaggio-Gruppe dafangen. Vielleicht ist es die italienische Lässigkeit. Ganz rund scheint es bei Aprilia nämlich nicht zu laufen. Bei der Präsentation der neuen Supersportlerin RSV4R soll es Brösel mit dem Motorrad gegeben haben, dass jeder Schnitzelwirt für ein Jahr sein Auslangen fände. Und auf der Homepage des österreichischen Importeurs werden sogar Anfang 2010 noch ganz groß die 2009 Modelle und die dazugehörigen Testtage abgefeiert.

Worüber man auf der Homepage von Aprilia Austria auch kein Wort verliert und die Aprilia angeblich auch nicht bei der Vienna Autoshow zeigen wird, ist die Aprilia ManaX: Ein Konzept-Motorrad, das Aprilia erstmals auf der EICMA der Öffentlichkeit vorstellte. Auf Basis der Mana 850, der 230 Kilogramm schweren V2-Naked, baute Designer Miguel Galuzzi eine Mischung aus Nakedbike, Cruiser und Offroad-Maschine. Eine italienische Promenadenmischung.

Eigenartige Endtöpfe
Von den Dirtbikes ist zwar der Sitz entnommen, doch die ManaX wird wohl eher für die Straße gedacht sein. Mit ihren geschätzten über 200 Kilogramm wird sie nur auf frisch gekehrten Schotterwegen Spaß machen und freiwillig über keinen Stein, geschweige denn Baumstamm springen. Beim ersten Offroad-Hindernis, bei dem man aufsitzt, würde man sich eh gleich die komplette Auspuffanlage runterreißen. Und sollte die ManaX einmal umfallen, kauft man entweder einen neuen Kühler oder neue Endtöpfe - die eh schon eine Art Griffmuster haben, damit man weiß, wo man am besten anpackt. Auffällig ist auch, dass der rechte Endtopf nach hinten, der linke nach vorne offen ist. Obwohl: Von offen kann bei der Blende eigentlich eh keine Rede sein.

Weil sich die Rohre zum Auspuff um die Fahrerhaxel schmiegen wie eine räudige, italienische Hafenkatze, sind sie umwickelt - auf dass Metall und Haut kein ewiges Verhältnis eingehen. Auf der Straße dürfte die Studie aber Spaß machen. Durch den so weit nach vor gehenden Sitz kann man beim harten Anbremsen sehr enger Kurven, wie bei einer echten Supermoto, weit nach vorne rutschen, und die Massen dürften ordentlich platziert sein, sodass sich die ManaX auch sauber ums Eck werfen lässt.

Galuzzi bremst
Sollte die Studie tatsächlich gebaut werden - und dabei der Motor der Mana 850 verbaut werden -, leistet die ManaX 76 PS und hat ein Drehmoment von 73 Newtonmeter. Das reicht, um Spaß zu haben. Doch Designer Miguel Galuzzi bremst die Erwartungen ein. Die Reaktionen auf der EICMA seien zwar sehr gut gewesen, meint er, doch bevor die ManaX produziert wird, werde man sich bei Aprilia genau anschauen, ob sich das Projekt auch wirtschaftlich lohnt.

Genau so wird es die ManaX aber ohnedies nicht geben können. Nicht wegen des Lichtes. Die weiß leuchtende Fußgängerampel ist nicht das Problem. Viel mehr fehlen Rückspiegel, welche das Erscheinungsbild der ManaX doch ziemlich verändern würden, außer man hängt ihr die einklappbaren Spiegelohren der Ducati Hypermotard auf den Lenker.

Ein bisserl Vespa vielleicht?
Und das knackige Heck werden wir wohl so auch nicht auf der Straße sehen. Der Vorteil, dass an dem Bürzel gar keine Nummerntafel montiert werden kann, freut nur den potentiellen Käufer. Zulassung gibt es so sicher keine. Und mit einem Heck, das einen ordentlichen Teil des Hinterreifens abdeckt, schaut die Aprilia wieder gleich ganz anders aus. Dafür täten dann die Spiegel nimmer stören, die man einfach mitsamt Blinker vom Piaggio-Konzern nehmen könnte - was weiß ich, aus dem Vespa-Ersatzteil-Lager vielleicht. (Guido Gluschitsch)