Wir müssen, es hat eben nicht alles gemundet, was wir aufgetischt haben.

Unter dem Titel "Honig von den Dächern New York Citys" haben wir am 24. Dezember über einen Mann geschrieben, "der Schweinshachse und Entenbrust" verkauft, "die drei Mal teurer sind als im Supermarkt." Wie das gemeint war, ob dieses Fleisch nun das Drei- oder Vierfache des Regalpreises kostet, lässt sich nicht mehr feststellen. Es lässt sich jedoch sagen, dass Schweinshachse schon eine sehr feine Wortwahl ist, fern der gern georderten Stelze oder der dem Bairischen näheren Haxe, immerhin haben wir nicht von einem Eisbein geschrieben.

Father Christmas, ein Süßer

Um den Embonpoint des Weihnachtsmannes sind wir auch nicht herumgekommen. Wir wussten zu berichten, "dass Father Christmas" in jedem Haushalt "eine Mince Pie vorfindet." Diese Fleischpasteten schlügen ordentlich aufs Gewicht. Der Weihnachtsmann ist freilich ein Süßer, ein schlanker Buchstabe - ein "d" - macht den Unterschied. Die Engländer unterscheiden zwischen Mince Pie oder auch mincemeat und minced meat. In die Mince Pie kommen Äpfel, Trockenfrüchte, Zucker und Weinbrand. Überliefert ist auch die Beigabe von Nierenfett, es handelt sich aber trotz dieses fleischlichen Einschlags um eine Süßspeise. Minced meat dagegen ist tatsächlich Faschiertes.

Den schönen Seiten des Lebens zugetan, informierten wir über das Luxusschiff "Silver Spirit" : "36 Tonnen schwer, acht Decks, 195 Meter Länge." Gekostet habe das Schiff, das bei diesem Gewicht eigentlich ein Schifferl sein müsste, 150 Millionen Euro. Auf diesen Preis kamen wir im Artikel ein zweites Mal zu sprechen und wir präzisierten, die Reederei habe 150 Millionen Dollar gezahlt. Es ist von einer Fakturierung in Dollar auszugehen, mithin von rund 100 Millionen Euro.

Die korrekte Größe dieses Traumschiffs wird mit ein paar Nullen mehr angegeben, 36.000 GT (Groß-Tonnage). Mit unserer landläufigen Vorstellung von Tonnen, wie wir sie in jener Kurzmeldung ausbreiteten, in der die fehlenden Nullen nachgereicht wurden, hat das nicht viel zu tun. Vielmehr steckt eine eher komplizierte Volumsberechnung dahinter. Die Bruttoregistertonnen haben mit jenen Holzfässern - Tonnen - zu tun, die in den Anfängen der Schifffahrt für den Warentransport genutzt wurden; sozusagen die Container der Frühzeit.

Die vielen Nullen machen immer Probleme. Es hat sich herumgesprochen, dass eine "billion" im Englischen einer Milliarde im Deutschen entspricht, dass dieses Problem auch im Russischen auftreten könnte, ist bisher nicht aufgefallen. Rund um den Klimagipfel im Dezember hieß es bei uns: "Durch einen bewussteren Einsatz von Energie könnte rund eine Trillion Rubel (22 Milliarden Euro) eingespart werden." Das drückt entweder einen Währungsverfall, schlimmer als in Zeiten des Kommunismus, oder einen Rechenfehler aus. Die 22 Milliarden Euro entsprechen einer Billion Rubel - eine Trillion unseres Sprachgebrauchs wäre eine Million mal mehr.

Gedankenüberschüsse

Dass man mit Grußbotschaften zum Jahresende Probleme haben kann hat sich neuerlich erwiesen. Der Lochgott wünschte auf seine Art ein frohes Fest, er beschenkte uns - mit einem "s" zuviel: "Liebe Leserinnen, liebe Leser! Das Loch, dass ich euch geschenkt habe, kann nicht umgetauscht werden." Lieber Gott, wer hat denn an einen Umtausch gedacht, wo gibt es denn sonst noch ein Loch mit solchen Gedankenüberschüssen. (Otto Ranftl/DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2010)