München - Einige der größten deutschen Literatur- und Publikumsverlage haben sich für einen Wechsel der Frankfurter Buchmesse nach München ausgesprochen. In einem "Offenen Brief" fordern sie den Börsenverein auf, die weltgrößte Buchmesse "ab dem nächst möglichen Zeitpunkt dauerhaft nach München zu verlegen".

Falls es dazu nicht komme, stellten sie eine weitere Teilnahme in Frankfurt in Frage. Der am Freitag veröffentlichte Vorstoß wurde unter anderem mit geringeren Kosten und der größeren Attraktivität Münchens begründet. Der Brief ist unter anderem von den Verlagen Random House (Bertelsmann), Beck, dtv, Langenscheidt, Ullstein Heyne List, Droemer und Knaur, Gräfe und Unzer sowie dem Ravensburger Buchverlag unterschrieben.

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Nur eine wirkliche substanzielle Verbesserung der gesamten Rahmenbedingungen könne dazu führen, doch in Frankfurt zu bleiben, meinten die Unterzeichner. Zuletzt hatte der Börsenverein angekündigt, dass eine befriedigende Lösung für Frankfurt in Sicht sei. Auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte sich zuversichtlich gezeigt, "dass die Buchmesse als Flaggschiff des Messegeschehens im Rhein-Main-Gebiet bleibt".

Für die bayerische Landeshauptstadt spricht nach Ansicht der zwölf unterzeichnenden Verlage, dass das moderne Münchner Messegelände eine attraktivere Messegestaltung und einen ungleich höheren Nutzungsgrad als die Messehallen in Frankfurt ermögliche. Dies würde zu einer dringend notwendigen deutlichen Senkung der Quadratmetermieten führen. Die von der Frankfurter Messe für 2003 angebotenen Mietpreise seien inakzeptabel. Sie würden bereits in diesem Jahr zu einer dramatischen Reduzierung der Ausstellungsfläche führen, meinten die Unterzeichner.

In der Waagschale

München als zweitgrößte Verlagsstadt der Welt habe bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte zu Gunsten des Buchs und der Verlage realisiert. "Aus diesem Grunde halten wir München nicht nur für die deutschen, sondern gerade auch für die ausländischen Verlage für den wesentlich attraktiveren Messestandort", hieß es. Auch die Münchner Kulturreferentin Lydia Hartl will die Messe an die Isar holen.

Die Frankfurter Buchmesse war zuletzt mit mehreren großen Messestädten über einen möglichen Umzug im Gespräch. Neben München zählten auch Köln und Hannover zu den Bewerbern. Auch Berlin hatte Interesse bekundet. Die Messekapazitäten in Hamburg und Leipzig gelten als zu klein für die traditionell im Oktober stattfindende weltgrößte Bücherschau.

Buchmesse nimmt's gelassen

Die Frankfurter Buchmesse hat auf die Boykott-Drohung zurückhaltend reagiert. "Wir nehmen den Offenen Brief ernst, sehen ihn aber gelassen", sagte Buchmessen-Sprecher Holger Ehling am Freitag. "Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen gehen wir davon aus, dass wir in jedem Fall einen Preisvorteil erzielen und den Ausstellern entgegenkommen können." (APA/dpa)