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Foto: APA/Schlager

Linz - Zu einem alarmierenden Ergebnis kommt jetzt eine Studie des oberösterreichischen Logopädenverbandes: Von 9.000 untersuchten Vorschulkindern wurden bei 50 Prozent "sprachliche Auffälligkeiten" festgestellt. Bei einem Drittel waren diese Sprachstörungen so gravierend, dass dringend eine logopädische Therapie empfohlen werden musste.

Die Logopädinnen untersuchten die insgesamt 9.000 Buben und Mädchen im Kindergartenalter im Herbst des vergangenen Jahres. Dabei zeigte sich bei exakt 49,9 Prozent eine "Auffälligkeit" in der Sprachentwicklung. Wobei es sich - zum Unterschied von früher - nicht um Defizite nur in Detailbereichen, etwa bei der Bildung einzelner Laute, handelte, sondern immer öfter um "komplexe" und damit weit reichende Störungen.

Grammatik und Satzbildung

Die häufigsten dieser Störungen seien, so die Logopädinnen, Defizite in der Grammatik und bei der Satzbildung, aber auch ein für Fünf- bis Sechsjährige zu kleiner Wortschatz. "Viele Begriffe fehlen den Kindern ganz einfach", so die Logopädinnen.

Die Ursache orten die Expertinnen in einem Mangel an "Live-Erlebnissen", die Kinder hätten zu wenig Möglichkeiten, "mit allen Sinnen die Welt zu erfassen und zu begreifen". Vor allem aber würden die Eltern zu wenig mit ihrem Nachwuchs reden, "es ist einfacher, eine Kassette oder eine CD einzulegen, statt ein Märchen vorzulesen oder zu erzählen", so die Logopädin Heidi Ingensand bei der Pressekonferenz, "doch das Erzählen hat für das Kind eine ganz andere Qualität als das bloße Abspielen".

Defizite behebbar

Es sei paradox, dass es auf der einen Seite viele Programme für die "Frühförderung" - etwa im Bereich der Musik - für die Vorschulkinder gebe, dass aber auf anderen Seite das Gespräch zu kurz komme, wurde bei der Pressekonferenz erläutert.

Die gute Nachricht für die Eltern: Die geschilderten Defizite in der Sprachentwicklung lassen sich in den meisten Fällen beheben. Voraussetzung sei aber, dass die Eltern entsprechend informiert sind. Daher startet der Logopädenverband in Oberösterreich jetzt eine landesweite Aktion mit Vorträgen in Gemeinden, Kindergärten, und Eltern-Kind-Zentren. Titel der Vortragsreihe: "Zeit um Zuhören". (APA)