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Seinen 35 Publikumsräten zeigt der ORF die äußerst aufschlussreiche Dokumentation über die "Kronen Zeitung". Sein Publikum schaut statt den Arte-Film "Tag für Tag ein Boulevardstück" weiter durch die Finger. Mit bemerkenswerter Begründung.

"Begleitend" erklärt ORF-Planungschef Wolfgang Lorenz seinen Räten: "Die Produktion entspricht in mehreren Punkten nicht den Qualitätskriterien" für ORF-Dokus.

Dafür fehle etwa der - inzwischen etwas befriedete - Konflikt zwischen den Gesellschaftern Hans Dichand und WAZ, das Zerwürfnis mit Ex-Chefredakteur Friedrich Dragon und jenes mit Ex-"Staberl" Richard Nimmerrichter. Lorenz: "Das Nichtansprechen der inneren Probleme ist unjournalistisch und macht die Produktion unaktuell."

"Illustration von Vorurteilen"

Lorenz: "Wo in einer Dokumentation Fakten und Analysen gefragt wären, bleibt die Gestalterin in der bloßen Illustration von Vorurteilen hängen." Zum Beispiel dem bloßen Vorurteil vom Einfluss Dichands, wie er etwa in einer Kaffeejause mit dem Bundespräsidenten vor laufender Kamera dokumentiert wird.

Diese Gefahr umging der ORF geschickt: Zu Dichands 75. Geburtstag ließ er "Krone"- Kolumnist Ernst Trost mit einer TV-Dokumentation seinen Chef porträtieren. Oder er lässt Dichand selbst filmen. Obwohl seine im ORF ausgestrahlte Doku "Paris ganz anders" "viele Themen anreißt, ohne sie zu bearbeiten" ( Lorenz zur Krone-Doku). (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 4.4.2003)