"Aktive Personalentwicklung ist eine Voraussetzung dafür, dass alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen", Martin Classen, Leiter HR bei Cap Gemini

Foto: Cap Gemini
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"Personalchefs leben immer mit einem Dreieck vor Augen", sagt Martin Classen, Leiter HR und Change Beratung bei Cap Gemini. Was Classen meint, ist leicht erklärt: Für die meisten Personalverantwortlichen steht das so genannte "magische Dreieck" der Interessengruppen im Unternehmen mittlerweile auf dem Kopf.

"Zum einen sind die Mitarbeiter eine wichtige Ressource, andererseits muss man jedoch Kunden und Aktionäre zufrieden stellen", so Classen weiter. Bei unternehmensinternen Entscheidungen werde oft das Kapitalmarktprinzip des Shareholder-Value angewandt. Was so viel bedeutet wie: Dort, wo die höchsten Renditen enthalten sind, wird auch investiert. Die Mitarbeiter bleiben bei Entscheidungen dieser Art jedenfalls auf der Strecke, sagt der Cap-Gemini-Berater.

Künftige Entwicklung

Mit der Entstehung von globalen, komplexen und virtuellen Unternehmen, werde der Bereich Personalmanagement jedenfalls in seinem Selbstverständnis herausgefordert. Der größte Quantensprung entstehe jedoch durch die neuen Technologien.

Das Human-Resources-Management von morgen wird daher durchgehend "Web-basiert" sein. Und zu guter Letzt ist ein Punkt besonders wichtig: Kosten senken und gleichzeitig Qualität verbessern. Das sieht Classen als zentrale Forderung der Vorstände in Unternehmen. Im Bereich Personalverwaltung und in der -entwicklung werden heute neue Produkte entwickelt und Prozesse optimiert - auf der Basis der neuesten IT-Technologien.

Renaissance

"Das Thema Personalentwicklung wird künftig eine Renaissance erleben", meint der Cap-Gemini-Fachmann und er erwartet eine Zweiteilung des Arbeitsmarktes. Auf der einen Seite gibt es heute bereits demografische Veränderungen: In gewissen Bundesländern bestehen Engpässe in diversen Branchen; etwa bei Fachingenieuren. Auf der anderen Seite findet man gewisse Arbeitskräfte heute leichter als früher; etwa Sekretärinnen. "Der hohe Kostendruck bleibt aber, daher wird im Unternehmen der Gürtel insgesamt enger geschnallt." Die Rolle des Personalmanagers im Orchester des Unternehmens verändert sich jetzt, sagt Classen. "Sämtliche Personalmanager haben heute Statusprobleme, sind unterhalb der Vorstandsetage angesiedelt und werden bei strategischen Entscheidungen erst zuletzt informiert. Außerdem erhalten sie zu wenig Anerkennung."

Daher rät der Cap-Gemini-Berater zu einer neuen Einordnung in die Organisation: HR-Manager sollten bei Schlüsselthemen unbedingt Mitspracherecht haben und ein ordentliches Controlling einführen dürfen. "So wird der Personal-Dirigent zum Business-Partner der Organisation", sagt Classen. Das Zepter in der Hand haltend muss der HR-Manager dann in alle Unternehmensbereiche vordringen dürfen, den Kontakt mit der Mannschaft suchen und mit der Vorstandsebene halten. "Und dann gilt es vor allem die unterschiedlichen Interessenlagen herauszufiltern und zu steuern." Bei sämtlichen Veränderungen im Unternehmen geht es auch um Menschen, die Bisheriges nicht immer leichten Herzens aufgeben und für Neues erst einmal gewonnen werden müssen. "Für Linien- und Projektarbeit bedeutet dies aktives Investieren in die begleitende Prozessdimension, und dies nicht nur in Schönwetterzeiten." (DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.3.2003, Judith Grohmann)