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Vor fünf Jahren verließ Johann Mühlbacher als letzter Grenzgendarm den Übergang Walserberg - nun wird auch das Gebäude abgerissen

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Klagenfurt/Salzburg - Seit 1. April 1998 gehört Österreich zu einem Land, das in keinem Atlas verzeichnet ist: Schengenland. Zum fünften Jahrestag der Unterzeichnung des Schengener Abkommens sprach Innenminister Ernst Strasser (VP) am Mittwoch bei einer Feier am früheren Autobahn-Grenzübergang Thörl-Maglern von einer "Erfolgsstory ohne Gleichen".

Grenzenlose Reisefreiheit von Wien bis Lissabon

Dank des sicherheitspolitischen EU-Abkommens herrscht - meistens - grenzenlose Reisefreiheit von Wien bis Lissabon. Derzeit gehören bis auf Großbritannien alle EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen dazu. Gemeinsame Polizeieinsätze und Datenaustausch sollen mögliche Sicherheitsrisiken durch den Wegfall von Passkontrollen ausgleichen. Dazu gehört auch die Abschottung der Schengener Außengrenze. Der österreichische Abschnitt wird von rund 3000 Gendarmen und 2500 Soldaten überwacht. Die heimischen Ausgaben für den Grenzschutz belaufen sich auf 300 Millionen Euro pro Jahr.

Fixstarter Slowenien Das nächste Land, das aufgenommen wird, ist höchstwahrscheinlich Slowenien. "Wir wünschen uns, dass Schengen II im Jahr 2006 in Betrieb gehen kann", sagte Strasser. Ob die weiteren Länder, die ab 2004 die EU bereichern werden, ebenfalls so schnell Schengenreife erlangen, wird bezweifelt. Zuerst müssten der Euro und die Arbeitsmarktangleichung über die Bühne gehen, hatte Strasser bereits im Februar angedeutet. Verhandlungen über einen Schengenbeitritt laufen außerdem mit der Schweiz und mit Liechtenstein.

Schengen

Benannt ist das EU-Abkommen nach dem kleinen Dorf Schengen am südöstlichen Zipfel von Luxemburg. Die malerische Ortschaft markiert den Beginn der "Wäistrooss", der luxemburgischen Weinstraße entlang der Mosel. Auf dem Fahrgastschiff "Princesse Marie-Astrid" legten 1985 Deutschland, Frankreich und die Beneluxländer den Grundstein für das Abkommen.

Wegfall der Grenzen

Nach dem Wegfall der Kontrollen an den Binnengrenzen wurden viele frühere Grenzburgen zu Geisterschlössern. Eines der bekanntesten, das mächtige Brückengebäude am Autobahngrenzübergang Salzburg-Walserberg wird nun abgerissen. Am zweiten und dritten Wochenende im Mai bleibt deshalb die Autobahn gesperrt, der Verkehr wird umgeleitet. Den 380.000 Euro teuren Abriss des Wahrzeichens vom Walserberg finanziert die deutsche Bundesfinanzverwaltung. Das Grenzgebäude war im Sommer 1972 zeitgerecht zu den Olympischen Sommerspielen in München eröffnet worden. Seither passierten 26 Millionen Fahrzeuge den Übergang.

Das ehemalige Zollamtsgebäude in Thörl-Maglern dagegen bleibt bestehen. Im Sommer zieht dort die erste trilaterale Dienststelle Europas mit italienischen, slowenischen und österreichischen Beamten ein. (simo, DER STANDARD Printausgabe 3.4.2003)